Da lauert was in diesem Kerl

Georg Seeßlen über das Geheimnis eines Stars, der lange als geheimnislos galt
Ben Affleck in »Gone Girl« (2014)

Als Regisseur hat er sich gefunden. Als Schauspieler scheint Ben Affleck immer etwas zurückzuhalten: ein Zauderer, ein Verweigerer, ein Under-Player. Jetzt ist er in David Finchers Bestsellerverfilmung Gone Girl zu sehen

 



Ben Affleck - ein Schauspieler mit Höhen und Tiefen

© Studiocanal

Es gibt nach landläufiger Vorstellung für die männlichen Kinodarsteller gewisse Kategorien. Da sind etwa die Stars, deren Glanz noch jenseits von Drehbuch und Regie wirkt, die Künstler der körperlichen Präsenz, also die Actiondarsteller von Bruce Willis bis Jason Statham (nicht ohne speziellen Sex-Appeal), die Charaktertypen wie Ed Harris.

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Hetzt mich nicht!

© Disney

Die Kategorien, von denen am Anfang die Rede war, lassen sich auf zwei sehr unterschiedliche Aspekte hin untersuchen: Das eine ist die schauspielerische Technik. Was dies anbelangt, könnte man bei Ben Affleck von einer Kunst des Slow Burn sprechen, die wir vor allem aus der Komödie kennen: eine Verzögerung zwischen Aktion und Reaktion. Ein ungläubiges oder ironisches oder verzweifeltes Staunen über die Bosheit und Tücke der Welt. Aber auch ein Anspannen, eine Inversion. So wie sein Bruder Casey die Psychose verkörpert, flackernd und gefährlich, so verkörpert Ben Affleck die Neurose, eine verborgene Hemmung.

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Kann komisch. Ist es aber nicht

 
© Scotia
 

Slacker sind Typen, die eigentlich keine große Lust haben, sich anzustrengen und in dem grotesken Wettbewerb um Leistung, Erfolg und Beliebtheit mitzumachen. Ihre Lieblingsbeschäftigung ist das Herumhängen; neben einem anständigen Joint sind Comics und Musik ihre Bezugspunkte. Ihre scheinbare Faulheit ist aber nicht nur Verweigerung, sondern auch Widerstand.


 

Lass es raus, Mann!

© Warner Bros.

 Man kann diese Filme vielleicht zusammenfassen als Versuche eines Halb-Slackers, zu einem nützlichen Mitglied der Gesellschaft zu werden, ohne sich Attribute eines traditionellen Helden anzumaßen. Oder als Versuche eines Schauspielers, zu einer präziseren und ehrlicheren Technik zu gelangen. Intimität und Direktheit anstelle der großen Gesten und der großen Bilder machen diese Geschichten gerade deshalb glaubwürdig, weil Ben Affleck offenbar gelernt hat, den Rahmen zu nutzen, der ihm gegeben ist.

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Was Amerika an sich selbst nicht mag

 

© Walt Disney

Ben Affleck hat nicht einfach durch seine Rollenwahl den Achterbahn-Effekt in seiner Karriere erzeugt, der in allen Berichten über ihn spukt. Auch das Publikum scheint ihn nie gänzlich adoptiert zu haben. Und die Zeit, in die Häme am stärksten ausgeprägt war, war die Film- und Lebenspartnerschaft mit Jennifer Lopez. »Bennifer« waren das Negativ eines Traumpaars wie »Brangelina«. Was war da geschehen? Nicht einmal Kevin Smith konnte mit Jersey Girl (2004) Affleck zu dieser Zeit retten. Er schien etwas zu verkörpern, das Amerika gerade nicht besonders an sich mochte. Vermutlich waren es diese Selbstbezogenheit und das schiefe Grinsen zwischen Verlegenheit und Ironie. Das Zögern. Der Slow Burn.
 

 

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