Robbie Ryan

Kammeramann/frau von:

Yorgos Lanthimos' neuer Film ist sein bislang gefälligster: eine pittoresk-groteske Gothic-Novel-Parodie mit einer Kindfrau und viel Sex im Zentrum, die sich deshalb als Emanzipationsgeschichte ausgibt.
Beim Wettbewerb für exaltierte Friseuren wird ein Teilnehmer skalpiert aufgefunden. Thomas Hardimans rasante, scheinbar schnittfreie Krimikomödie interessiert sich dabei weniger für die Aufklärung des Falls, als eine Subkultur und ihre spektakulären Styles zu feiern. Ein irrer Spaß.
Aus der Geschichte eines Radioreporters, der mit seinem neunjährigen Neffen durch die USA reist und dabei eine väterliche Beziehung entwickelt, macht Mike Mills eine sensible Reflexion über Elternschaft und die sich ergänzenden Perspektiven von Kindern und Erwachsenen – sinnlich und nachdenklich, intellektuell und mit leisem Humor.
Ein Tag im Leben eines Demenzkranken: Wo ist der geliebte Mensch, wenn er in der Gegenwart so abwesend erscheint? Diese Frage nimmt Sally Potter als Vorlage für eine assoziative Reise durch Zeit und Raum, Vergangenheit und Erinnerung. Eine schöne Idee, die nicht immer überzeugt, mit Javier Bardem und Elle Fanning als Vater-Tochter-Konstrukt
Eine kleine, liebevoll verbundene Familie ringt mit prekären und unmenschlichen Arbeitsbedingungen. Mit großer Zärtlichkeit sammelt Ken Loach feine Beobachtungen des Arbeits- und Familienalltags, macht aber auch den ungeheuren Druck spürbar, der dieser hart arbeitenden Familie die Luft zum Atmen nimmt
Noah Baumbachs Beziehungsdrama »Marriage Story« handelt von der Auflösung einer Ehe – und davon, wie sich in der Trennung die Sicht auf das, was davor war, verändert. »Kramer gegen Kramer« für die Gegenwart; ein Film voller großartiger Charakterdarsteller – Ray Liotta, Laura Dern, Alan Alda – und vor allem Adam Driver in einer Glanzrolle
Yorgos Lanthimos mal nicht hermetisch, sondern schwung- und lustvoll und sehr zugänglich: Sein Historiendrama »The Favourite« über Polit- und Liebesintrigen am Hof der englischen Königin Anne ist ein bitterböses Dekadenzbild mit aktuellen Bezügen. Emma Stone, Rachel Weisz und ganz besonders Olivia Colman begeistern als zentrales Trio
Loachs jüngster Film »Ich, Daniel Blake« zeigt einen arbeitslosen Tischler im Räderwerk staatlicher Mangelverwaltung. Schnörkellos erzählt bis zum unversöhnlichen Ende, produziert er beim Zuschauer Anteilnahme und Wut
Andrea Arnolds Hollywood-Debüt »American Honey« ist ein Roadmovie über die Kinder eines neuen Amerikas. Ein Gruppe Jugendlicher reist ziellos durch die USA, auf der Suche nach einem Platz in der Gesellschaft
Der Brite John Maclean spielt in seinem Debüt auf eindrucksvolle Weise mit Motiven des Westerns. Was wie eine klassische Genredekonstruktion beginnt, wird zur liebevollen Rekonstruktion