Nelly Quettier

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Im ländlichen Italien der 1980er sowie irgendwo zwischen Märchen und Realität angesiedelte Ballade von einem Grabräuber mit gebrochenem Herzen, doch einer besonderen Gabe zum Aufspüren etruskischer Gräber. Ohne Kitsch, stattdessen voller Eigensinn und schräger Poesie, erzählt Alice Rohrwacher eine vieldeutige Geschichte von Liebe und Loslassen.
Die Reihe ihrer filmischen Familienaufstellungen ergänzt Ursula Meier diesmal um das Element weiblicher Gewalt. Nach dem Angriff auf ihre Mutter wird die 35-jährige Margaret mit einem Kontaktverbot belegt. Dennoch drängt sie auf Teilhabe am Familienleben. Stéphanie Blanchoud ist als verzweifelt rauflustige Tochter das Ereignis des Films, der aber vielstimmig zwischen weiteren Konfliktfeldern navigiert.
Leos Carax ist zurück, mit einem Musical von unendlicher Schönheit und grenzenloser Schwärze. In grandios gefilmten Sequenzen porträtiert er einen Künstler, der alles um sich herum nur zerstören kann. Wer darin ein Selbstporträt Carax' erkennt, irrt sicher nicht. Aber dieser Film ist noch viel mehr, ein Panorama unserer Zeit und unserer Kultur, das die Lüge feiert und mit jedem Bild die reinste Wahrheit sagt
Erdigen Realismus mit Elementen von Märchen und Heiligenlegende kombinierend, erzählt Alice Rohrwacher von einem unscheinbaren, durch und durch gütigen jungen Mann, der mit seiner Familie in ärmlichsten Verhältnissen auf dem Land aufwächst und dem Wundersames geschieht. »Glücklich wie Lazzaro« ist eine so traurige wie humorvolle, sehr poetische Reflexion über das Gute und das Heilige sowie die Bilder, die wir uns davon machen
Das skurrile Roadmovie »Tour de France« über den Trip eines rassistischen Rentners mit einem arabischstämmigen Rapper erhebt sich dank der Darsteller und einer poetisch verspielten Inszenierung über die plumpen Politbotschaften
Anne Villacèque entwickelt mit Bedacht ihre Geschichte über die Freundschaft zweier gestandener Ehepaare, die plötzlich vor einer Zerreißprobe steht. Ohne viel Worte, entsteht ein Krisenszenario, das unter die Haut geht
Ein Film über den Verfall familialer und sozialer Strukturen und die tiefe Kluft zwischen Arm und Reich, die längst neue Wertvorstellungen hervorgebracht hat
Ein grandioser Paris-Trip über den Stand der Dinge und den Lauf der Zeit. Wild und zärtlich, erotisch und schmerzlich, wunderlich und erkenntnisreich. Ein Carax-Film, eine Denis Lavant-tour de force, eine Franju-Hommage. Ein revivre des Kinos!
Eine geradezu durchtrieben schlaue Parabel über eine neuzeitliche Vertreibung aus dem Paradies und über das Glück als zunehmend verzweifelnde Weltverleugnung. »Home« ist ein schlaues und zutiefst ambivalentes Debüt über ein Paradies auf einer leeren Autobahn-Teilstrecke