Kritik zu The Book of Eli

Trailer englisch © Tobis

Ein Mann namens Eli gehört zum Personal der Bibel. Seine Söhne »waren nichtsnutzige Menschen«, heißt es im ersten Buch Samuel. Denzel Washington, der hier die Titelrolle spielt, hat andere, größere Sorgen. Er muss die Welt retten

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Die Welt befindet sich im Jahr 2044 in einem postapokalyptischen Zustand. Eine Katastrophe, wahrscheinlich ein Krieg, hat den Planeten auf die Intensivstation befördert – in kritischem Zustand. Don Burgess' Kamera nimmt eine Welt auf, in der die warmen Farbtöne verschwunden sind. Die Zukunft ist auf dem Weg zu Schwarz-Weiß.

Seit 30 Jahren wandert Denzel Washingtons Eli durch Amerika, er will nach Westen: Endstation Alcatraz. Eli besitzt die einzige noch existierende Bibel. Kommt sie in die Hände der anständigen Menschen, die in Kalifornien am Projekt Zukunft arbeiten, wird alles gut. Bringt sie aber der von Gary Oldman verkörperte Carnegie in seinen Besitz, wird das Böse die Welt beherrschen – weil das Buch der Bücher Macht über die Menschheit verleiht. Der Konflikt zwischen Eli und Carnegie bestimmt die Dramaturgie des Films; viel mehr ist nicht. Eli muss sich auf seinem langen Weg nach Westen der Übergriffe marodierender Banden erwehren, aber das ist nur das kleine Vorspiel für den großen Kampf gegen den machthungrigen Carnegie. Der liest viel, unter anderem eine Biografie von Mussolini.

Die wirkungsvolle Übersetzung des Drehbuchs von Gary Whitta ruht auf zwei Säulen: den Spezialeffekten von Jon Farhat und dem namhaften Ensemble. Neben Washington und Oldman spielen Mila Kunis (Solara) und Jennifer Beals (Claudia). Michael Gambon und Frances de la Tour bringen in einem kurzen Auftritt als altes Ehepaar absurde Komik ein. Als George und Martha haben sie ihre Mitmenschen zum Fressen gern – und legen Anita Wards »Ring My Bell« aufs Grammofon. Tom Waits ist auch dabei, skurril wie immer.

Allen und Albert Hughes, die 1993 mit »Menace II Society« berühmt wurden und seit dem Flop »From Hell« (2001) keinen Film mehr gedreht haben, choreografieren Gewalt im Stil von Quentin Tarantino. Menschen verlieren comichaft stilisiert ihr Leben. Manche Szenen besitzen die Ästhetik von bewegten Scherenschnitten. Pathos inszenieren die Brüder in Zeitlupe, die Postapokalypse in »Mad-Max«-Tableaus. Gedreht wurde in New Mexico.

Ohne die Schauspieler wäre »The Book of Eli« nur ein weiterer öder Beitrag zum Endzeitgenre. Doch Denzel Washington besitzt die physische Präsenz und die unbeirrbare Spiritualität, um den dünnen Plot zu beglaubigen. Er ist als Eli ein einsamer Krieger mit sanfter Stimme und makelloser Technik. Trost bietet ihm sein MP3-Player mit Al Greens »How Can You Mend A Broken Heart«. Und Gary Oldman braucht mittlerweile keine Halloweenmaske mehr, um Kinder zu erschrecken. Als Carnegie ist er teuflisch gut, eiskalt und fanatisch zugleich, lustvoll böse und finster intellektuell. In jeder Falte seines Keith-Richards-Gesichts lauert Gefahr. Mila Kunis verkörpert Solara, und so sieht sie auch aus. Ihre Schönheit ist wie ein Zukunftsversprechen und immer bedroht. Doch die junge Frau ist zäh, eine Kämpferin. Am Ende geht sie Elis Weg weiter. Fortsetzung folgt?

Meinung zum Thema

Kommentare

"[...] Am Ende geht sie Elis Weg weiter. Fortsetzung folgt?" Die Geschichte ist in sich geschlossen. Auftrag ausgeführt. Also auch keine Fortsetzung. (Von was auch? Davon, wie die Menschen im Glauben an eine neue und bessere Zukunft wieder dieselben Fehler machen werden und alles erneut in Schutt und Asche liegt?)

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