Kritik zu Frank

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Lenny Abrahamson hat die (halb-)wahre Geschichte um den Musiker Frank Sidebottom verfilmt – mit einem nicht zu erkennenden Michael Fassbender in der Hauptrolle

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Ein junger Mann, der davon träumt, als Popmusiker berühmt zu werden, wird von einer Band angeheuert, deren Anführer seinen Kopf unter einer Pappmaschee-Attrappe mit aufgemaltem Gesicht verbirgt. Das klingt nach einer ins Absurde kippenden Satire über das Musikgeschäft und die Sehnsucht nach Ruhm. Es ist aber eine wahre Geschichte. Zumindest in Ansätzen. 

Jon Ronson, ein britischer Journalist und Autor (er schrieb die Vorlage zu »Männer, die auf Ziegen starren«), sprang in den späten 80ern für ein paar Auftritte bei einer von einem gewissen Frank Sidebottom geleiteten Band ein, dessen Markenzeichen darin bestand, einen großen bemalten Pappmaschee-Kopf zu tragen. Sidebottom war die Erfindung des exzentrischen britischen Musikers und Comedians Chris Sievey, der 2010 im Alter von 54 Jahren völlig mittellos an Krebs verstarb.  Ronson schrieb einen Artikel über seine Zeit mit der Band, den er nun zum Drehbuch für Lenny Abrahamson (»Garage«, »What Richard Did«) ausbaute. 

Im Film ist Frank nun US-Amerikaner  und wird von Michael Fassbender gespielt. Was natürlich die längste Zeit eine Behauptung ist, denn Frank zieht seinen Pappmaschee-Kopf nicht einmal zum Duschen aus. »Wie ernährt er sich?«, fragt der so faszinierte wie verunsicherte Jon (Domhnall Gleeson), als er zur Band stößt. Mit Fertignahrungsbrei durch einen Strohhalm, lautet die knappe Antwort. Es ist eine der wenigen logischen Erklärungen, die es in diesem Film gibt. 

Die Handlung beginnt noch sehr nachvollziehbar: Jon, der noch bei seinen Eltern wohnt, streift durch die Straßen seiner Kleinstadt auf der Suche nach Inspiration. Er will einen Song schreiben, aber ihm fällt nichts ein außer platter Beschreibung dessen, was er sieht (»Frau im roten Kleid...«) und Melodien, die er kennt. Dann wird er Zeuge, wie sich ein Mann im Meer ertränken will. Ein anderer stellt sich neben ihn und lamentiert, dass damit der Auftritt der Band wohl ausfallen müsse, da es sich beim Selbstmörder um den Keyboardplayer handle. Jon bemerkt schüchtern, dass er Keyboard spielen könne – und ist engagiert. Bandleader Frank, der Mann mit dem Pappmaschee-Kopf, findet Gefallen an ihm. Jon soll mit nach Irland kommen für eine wichtige Sache. Es wird ein Jahr in der Einöde daraus, bei dem Frank und seine Truppe in einer simplen Hütte auf dem Land versuchen, ein Album aufzunehmen. Jon twittert währenddessen in die Welt, was sich Frank alles ausdenkt, um die Kreativität der Gruppe zu befördern. Statt anfänglichen 100 hat er bald etwas über 2000 Anhänger. Es folgt ein Ruf zum Indie-Festival nach Texas, wo sich die Konflikte schließlich zuspitzen.

»Frank« gehört zu jener Sorte Film, bei der manche Zuschauer sich vor Lachen auf die Schenkel klopfen, während andere in komplettem Unverständnis den Kopf schütteln. Die Dritten schwanken dazwischen hin und her, so facettenreich ist der Film immerhin.

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