Kritik zu Broken City

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New York als Sündenpfuhl: Das Solodebüt von Allen Hughes ist eine moderne Variante des klassischen Detektivfilms à la Chandler & Hammett

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Eine alte Branchenregel des US-Filmgeschäfts besagt, dass Januarstarts, in denen viele Stars mitwirken, mit Vorsicht zu genießen sind. Hätten die Macher an ihre Filme geglaubt, wären sie zum Jahresende gelaufen, um sich für die Oscars zu qualifizieren, oder man hätte sie erst im Sommer ins Rennen geschickt, um Kasse zu machen. Wenn also ein Film mit Mark Wahlberg, Russell Crowe und Catherine Zeta-Jones im Januar Premiere feiert, in dem außerdem Jeffrey Wright, Barry Pepper und Kyle Chandler mitspielen, dann steht zu befürchten, dass es sich um ein gescheitertes Projekt handelt. Die amerikanischen Kritiker ließen denn auch kaum ein gutes Haar an der ersten Soloregie des Hughes-Brothers Allen (»The Book of Eli«); sie deklarierten das Unternehmen kurzerhand zum »Broken Movie«.

Tatsächlich gibt es einiges zu kritteln an dieser Detektivgeschichte, die ein bisschen Chandler sein will und ein bisschen Chinatown, aber weit hinter den Vorbildern zurückbleibt. Die Story ist einerseits überladen, andererseits fehlen ihr Spannung und ein überzeugendes Finale. Die Nebenplots wirken unausgereift und enden teilweise so abrupt, dass sich der Verdacht aufdrängt, im Schneideraum habe jemand den Überblick verloren. Und das Toupet von Russell Crowe zeugt auch nicht wirklich von Stilgefühl.

Trotzdem entfaltet sich eine durchaus ansprechende Noir-Variation, wenn Excop Billy Taggart (Wahlberg) vom New Yorker Bürgermeister (Crowe) engagiert wird, um dessen Frau (Zeta-Jones) in flagranti zu ertappen. Der Politiker befürchtet, die bevorstehende Wahl zu verlieren, sollten Details aus seiner Ehe an die Öffentlichkeit gelangen. Taggart vertraut er vorgeblich, weil der sich einst als heldenhafter Verbrechensbekämpfer erwiesen hat. Der klassische Privatschnüfflerauftrag also, eine klare Sache, die zunehmend undurchsichtiger wird. Es geht um die Macht, um kaltblütige Intrigen, um von langer Hand geplante Immobiliendeals – Lug und Trug allenthalben. Jeder wechselt hier mal die Seiten, alle täuschen etwas vor, am Ende sogar der vermeintlich einzige Integre. Wahlberg versucht gar nicht erst, Bogart oder Nicholson zu imitieren, er weiß, dass er deren eleganten Zynismus nicht besitzt, und interpretiert die Detektivrolle stattdessen eher proletarischrechtschaffen. Sein hemdsärmeliger Minimalismus ist dabei ebenso sehenswert wie die glamourösen Kurzauftritte von Catherine Zeta-Jones, die sich nach mehrjähriger Leinwandabstinenz gerade mit einem ganzen Schwung von Filmen zurückmeldet. Hier ist sie weniger Femme fatale als ein schillernder Lockvogel mit einer überraschenden Agenda.

Huhges' Inszenierung drückt ordentlich aufs Tempo; die Action entfaltet sich schließlich eher in den Dialogen als auf offener Straße, also sind Kamera und Schnitt gefordert, um die Dynamik zu erzeugen. Besonderes Augenmerk legt Hughes dabei interessanterweise auf die vielen Brücken, die New York mit dem Umland verbinden. Er zelebriert ihre architektonische Schönheit und akzentuiert sie als Bindeglieder zwischen den sehr verschiedenen Welten. Dem Film verleihen sie einen überraschend lyrischen Touch.

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