Kritik zu Spider-Man: Homecoming

© Sony Pictures

Bitte nicht schon wieder einen neuen Spiderman! Aber halt: Als flotte Teenie-Komödie hat das stark verjüngte Franchise durchaus seine Qualitäten

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Die Regeln dieses Universums sind mindestens so mysteriös wie die der Quantenphysik. Es ist in eigentümliche »Phasen« unterteilt. Seine Galaxien setzen sich in verblüffenden Konstellationen ständig neu zusammen. Und es schert sich keinen Deut um die Logik von Raum und Zeit. Eines aber steht fest: Es expandiert, und zwar in rasantem Tempo. Auf 16 Filme und diverse Serien bringt es das »Marvel Cinematic Universe« inzwischen, und es bedarf schon analytischer Fähigkeiten oder einer gut gepflegten Wikipedia-Seite, um all die internen Bezüge, Gastauftritte und Mash-ups noch im Blick zu behalten.

Zu »Guardians«, »Avengers« & Co. gesellt sich jetzt ein verlorener Sohn, dessen studiotechnisches »Homecoming« allen Ernstes sogar der Titel feiert: Peter Parker, der nerdigste unter den Superhelden, besser bekannt als Spider-Man, darf die Umsatzmillionen ab sofort direkt im Hause Marvel abliefern. Wobei nicht unterschlagen werden soll, dass diese neuerliche Reinkarnation des Spinnenmanns (die dritte nach 2002 und 2012) eigentlich schon 2016 mit einem Kurzauftritt in »Captain America: Civil War« stattfand, dem Sequel zu... Aber lassen wir das.

Immerhin, die hohe Spidey-Frequenz der letzten Jahre sorgt dafür, dass die Macher des Reboots sich gar nicht erst mit der Genesis des Superhero aufhalten (dafür genügt ein kurzer Dialog), sondern sich gleich in die erstaunlich amüsante Welt des jugendlichen Protagonisten stürzen. Und genau das ist dieser neue Peter Parker vor allem: ein Jugendlicher, der sich nach nichts mehr sehnt, als endlich aus seinem tristen Pennälerdasein auszubrechen, erwachsen zu werden und etwas Bedeutendes zu tun. Wer will, kann darin eine Parallele zu »Cop Car« sehen, dem furiosen Thriller-Erstling von Jon Watts, in dem sich zwei Jungs etwas zu viel zutrauen und ein Polizeiauto klauen.

Watts reiht sich geschmeidig in die Tradition junger, unverbrauchter und möglicherweise auch leicht steuerbarer Regisseure ein, die heutzutage erstaunlich früh erstaunlich teure Produktionen verantworten. Seine Inszenierung legt den Akzent klar auf das komödiantische Potenzial von Spider-Mans unfertiger Superheldenexistenz und macht den von Tom Holland mit schelmischer Jungenhaftigkeit porträtierten Nachwuchs-Avenger zum entfernten Verwandten frühreifer Kino-Teenager wie Marty McFly oder Ferris Bueller. Die Szenen mit dem rundlichen besten Freund (Jacob Batalon), der angehimmelten Klassenschönheit (Laura Harrier) und der gestrengen Tante (Marisa Tomei) könnten allesamt einer x-beliebigen Highschoolkomödie entstammen. Den besonderen Dreh aber bekommt die Coming-of-Age-Story natürlich durch Peters Doppelleben, das durch eine extreme Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit geprägt ist. So wird sogar das übliche, leider auch hier unnötig in die Länge gezogene Kampfgetöse im Duell mit Michael Keatons herrlich sinistrem Bösewicht erträglich. Spätestens 2019 sehen wir wohl beide wieder, im dann 23. Beitrag zu Marvels Spektakel-Universum.

Meinung zum Thema

Kommentare

"...darf die Umsatzmillionen ab sofort direkt im Hause Marvel abliefern."

Soweit ich's verstanden habe streicht Sony weiterhin die Kino-Gewinne ein. Disney/Marvel dürfen ihn nur benutzen (und am Merch verdienen)

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