Kritik zu Ghostbusters

© Sony Pictures

Something strange in the neighborhood: Paul Feigs Remake des Achtzigerjahreklassikers schickt ein großartiges Frauenquartett ins Geisterrennen und kann mit dem Original locker mithalten

Bewertung: 4
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5 (Stimmen: 1)

Gleich die erste Szene demonstriert die erzählerische Strategie dieses Remakes: Im Prinzip nah am dramaturgischen Gerüst des Originals aus dem Jahr 1984, sucht der neue »Ghostbusters« in den Details neue Wege. Dabei trifft er fast immer den richtigen Ton und wahrt die Balance zwischen liebevoller Hommage und ironischer Distanzierung. So viel Frische, Witz und Originalität hätte man sich von manch anderem Reboot der letzten Zeit gewünscht.

Es spukt also in New York City, nur diesmal nicht in den labyrinthischen Gängen einer öffentlichen Bibliothek, sondern im Keller eines Museums. Der Guide macht sich einen Spaß daraus, die Touristen mit Gruselgeschichten zu unterhalten, ohne zu ahnen, dass sich dort unten gerade der Boden auftut und große Mengen grünen ektoplasmischen Schleims zum Vorschein kommen und mit ihm eine neue Generation sehr unterhaltsamer Gespenster. Ein Grund zum Kreischen allemal – und ein Fall für die Ghostbusters, die diesmal nicht Bill Murray, Dan Aykroyd, Harold Ramis und Ernie Hudson heißen, sondern Melissa McCarthy, Kristen Wiig, Kate McKinnon und Leslie Jones. Wie damals muss sich das Quartett erst noch finden, muss das Wissenschaftlerinnentrio wegen der Begeisterung für übernatürliche Phänomene aus dem jeweiligen Job fliegen und die Workingclass-Quotenfrau dazustoßen, bevor die grauen Overalls übergestreift und die coolen Laserkanonen umgeschnallt werden können.

Der Geschlechtertausch, lange vor Kinostart Anlass für hitzige Diskussionen in den sozialen Netzwerken, erweist sich schlicht und einfach als sehr gute Idee. Regisseur Paul Feig, Spezialist für Bräute und taffe Mädels, schafft das Kunststück, alle denkbaren Klischees zu vermeiden. Seine Geisterjägerinnen sind weder Amazonen noch Computerspielheldinnen, weder Models noch Feministinnen. Im Grunde wird ihr Frau­sein gar nicht groß thematisiert, es reicht ja, dass sie ein ziemlich spleeniges Fachgebiet ihr eigen nennen und ansonsten genau das sind, was man von Komödienhelden egal welchen Geschlechts erwartet: schlagfertig, schräg und umwerfend komisch.

Feig und seine Koautorin Katie Dippold statten ihre Protagonistinnen mit sehr viel mehr Hintergrund und Charakter aus als seinerzeit Ramis und Aykroyd, und sie geben sich auch etwas mehr Mühe bei der Motivierung der großen Geisterattacke. Allerdings wissen auch sie, dass es bei Filmen wie diesen auf Stringenz und Logik nur bedingt ankommt. Wichtiger sind ihnen Tempo und Rhythmus, die beachtliche Gagfrequenz und nicht zuletzt das Spiel mit den Zitaten und Hinweisen. Fast der gesamte Cast des Originals darf in sympathischen Cameos reüssieren, Schauplätze werden aufgesucht und Szenen variiert, sogar das alte Logo wird buchstäblich reanimiert. Der Film sprüht bis zur famosen Abspannsequenz vor Esprit und Fabulierfreude und ist, nun ja, ein ziemlich geistreicher Blockbuster.

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