Interview mit Chad Stahelski über seinen Film »John Wick: Kapitel 2«

Chad Stahelski auf der Pressekonferenz zu »John Wick: Kapitel 2«. © 2017 Concorde Filmverleih GmbH

Chad Stahelski auf der Pressekonferenz zu »John Wick: Kapitel 2«. © 2017 Concorde

Was mir unter anderem gefallen hat an Ihrem Film, waren die Montagesequenzen, wenn Wick nach Rom kommt und sich da Outfit und Ausstattung besorgt und Sie diese verschiedenen Treffen durch den Schnitt miteinander verschränken. War das schon so geschrieben oder entstand die Idee erst im Schneideraum?

Das hatte ich mit dem Drehbuchautoren besprochen: wir wussten, er sucht einen Schneider auf, einen Waffenausstatter – insgesamt hatten wir acht Stationen. Die genaue Form fand das in der Tat aber erst in der Zusammenarbeit mit meinem Cutter. Montagen, die nur etwas raffen, finde ich eher uninteressant – ich mag es, wenn sich dabei verschiedene Storylinien verknüpfen.

Außergewöhnlich ist auch die Tatsache, dass Sie fast alles in den realen Locations gedreht haben. Haben die Verantwortlichen für die römische Therme und die für das Museum mit den griechischen Skulpturen nicht Angst bekommen, dass dabei etwas beschädigt werden könnte?

Nur das Spiegelkabinett am Ende haben wir im Studio gebaut. Und das Haus von Wick, das zu Beginn in die Luft gejagt wird, war natürlich nicht das Haus, das wir vorher sahen. Wenn einem nicht erlaubt wird, an den entsprechenden Orten zu drehen, muss man einfach eine andere Lösung finden. Ich selber verbringe viel Zeit mit der Location-Suche, die andere Regisseure ihren Location Scouts überlassen. Ich habe die James-Bond-Filme immer wegen ihrer exotischen Locations geschätzt, bei denen man als Zuschauer wirklich das Gefühl hatte, dort zu sein. Deswegen bevorzuge ich auch Einstellungen, die das ganze Umfeld erfassen. Viele der Bauten, die wir im Film zeigen, hätten wir auch gar nicht nachbauen können, eben weil sie so eindrucksvoll sind. Was die Genehmigungen anbelangt, das ist einfach ein Prozess – ich habe viele Leute zum Essen eingeladen und viel Geld ausgegeben, bis wir das unter Dach und Fach hatten. Man muss ihnen glaubhaft versichern können, dass man ihr Eigentum nicht beschädigen wird. Was die Leute in Rom ebenfalls beeindruckte, ist die Tatsache, dass man alles zu sehen bekommt – also keine wacklige Handkamera, die einem nur ungefähre Eindrücke vermittelt. Ich filme sehr geometrisch: Weitwinkel, Halbnah, Großaufnahme. Der Zuschauer soll wissen, wo die Figur gerade ist und was sie tut. Die Museumsszene haben wir übrigens in Rom gedreht, all die Kunstwerke, die man dort sieht, sind echt.

Würden sie sagen, es ist eine Art Markenzeichen, dass Sie Actionszenen in langen, ununterbrochenen Totalen filmen?

Ja, denn ich will etwas zeigen. Man könnte ja auch zwei Leute einen Dialog darüber führen lassen, dass John Wick der perfekte Auftragskiller ist – aber das hat nicht dieselbe Wirkung als wenn ich das zeige. Denken sie an jemand, der von einer hohen Klippe in die Tiefe springt: nur wenn ich das in einer ungeschnitten Einstellung zeige, weiß der Zuschauer, dass es real ist. Damit das klappt, müssen alle Beteiligten davon überzeugt sein, dass es machbar ist.

Ist es manchmal schwer, das den Produzenten vermitteln, die lieber tricksen und das dann durch Schnitte kaschieren würden?

Man muss Überzeugungsarbeit leisten und Leute finden, die einem vertrauen.

Mit Ihrem Ansatzpunkt dauern die Dreharbeiten aber vermutlich länger?

Man muss wissen, was man will: wenn ich von den Schauspielern erwarte, dass sie bestimmte Actionszenen selber machen, muss ich sie entsprechend vorbereiten.

Es gibt einen eindrucksvollen Zweikampf zwischen Keanu Reeves und Common, bei dem sie schließlich eine steinerne Treppe hinunterrollen. Wieweit wird das vorher exakt geprobt und wieweit erst am eigentlichen Drehort?

Da muss schon viel vorher sitzen, aber es ergeben sich immer Modifikationen, wenn man dann am eigentlichen Drehort ist, da man den ja nicht vorher unbegrenzt zur Verfügung hat.

Kann man davon ausgehen, dass der Überraschungserfolg des ersten »John Wick«-Films auch damit zu tun hatte, dass die Zuschauer angesichts solcher Szenen das Kino mit dem Gefühl verlassen, hier wurde ihnen für ihr Eintrittsgeld etwas geboten?

Bestimmt. Ich denke aber auch, dass es an Keanu Reeves lag, der bereit war, vorher fünf Monate Training auf sich zu nehmen. Vergessen Sie nicht: dafür wird er nicht bezahlt, sondern nur für die Dreharbeiten!

Wussten Sie schon aus Ihrer Arbeit als an der »Matrix«-Trilogie (bei der Sie als Keanu Reeves' Stuntdouble begannen), wo seine Stärken liegen?

Das war schon hilfreich. Von den beiden Regisseuren, den Wachowskis, habe ich aber auch viel gelernt, sie waren Perfektionisten in dieser Hinsicht. 

Meinung zum Thema

Kommentare

Chad Stahelski bei einigen Szenen lief es mir eiskalt den Rücken herunter und ich wusste nicht ob ich jetzt Kick Boxen sollte oder mich mit Whiskey lahm legen sollte. Für mein Nervenkostüm ist es schon sehr sehr aufregend. Schön das Ihr noch da seid. Legt auch mal eine Pause ein. Annegret Lemmermöhle

Chad Stahelski: alles gute für den Film, werde ihn mir im Cineplex Münster anschauen. Mache mir Gedanken wieviel Doubles ihr habt. Sonst bin ich viel bei Alvin Chipmunk und Canal Curioso (auch nicht einfach) Dir eine gute Zeit !!! Annegret Lemmermöhle Münster

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