Zum Tod von Hans Strobel

Christel und Hans Strobel bei der 10. Preisverleihung der DEFA-Stiftung am 12.11.2010

Christel und Hans Strobel bei der 10. Preisverleihung der DEFA-Stiftung am 12.11.2010

Hans Strobel ist am 24.Dezember kurz vor seinem 79 Geburtstag gestorben, trotz seiner Parkinson-Erkrankung kam sein Tod überraschend und viel zu früh

Hans war gemeinsam mit seiner Frau Christel der Wegbereiter zur Anerkennung des modernen und etwas anderen Kinderfilms in Deutschland. Gemeinsam gründeten sie 1979 das »Kinderkino München e.V.« im Olympiadorf und zeigten hier Kinderfilme aus der ganzen Welt. Denn hierzulande war das Angebot doch recht spärlich. Ihr Kinderkino sollte wegweisend für andere Kinderkino-Initiativen werden, denn die jungen Zuschauer galten »den Strobels« nicht als Konsumenten, sondern sie bezogen sie mit in die Umsetzung und Planung ein: als Kassenkräfte, Ansager und Filmkritiker für das eigene Kinoheft »Neues vom lachenden Filmsocken«. Mit von der Partie immer ihr Sohn Frank, der als junger Vorführer schon früh an das Filmgeschäft heran geführt wurde und heute Leiter der Europäischen Film Philharmonie ist. Es ist tröstlich, dass Hans seinen Sohn noch einen Tag vor seinem Tod in der Münchner Philharmonie beim Dirigat des Films »Drei Haselnüsse für Aschenbrödel« erleben konnte. Als 1983 das Filmfest München gegründet wurde, sorge Hans Strobel sogleich dafür, dass eine Sektion Kinderfilmfest eingerichtet wurde, die er bis 2004 leitete.

Er machte den Iranischen Film bei uns bekannt, auch wenn der zunächst nicht als typischer Kinderfilm anzusehen war. Denn Hans scheute nie davor zurück, Kindern auch schwierige Inhalte oder eine ungewohnte Filmästhetik zu vermitteln, da er sie ernst nahm und nicht daran glaubte, Kinder vor Problemen schützen zu müssen, sondern es kam darauf an, wie man ihnen komplexe Themen vermittelte. 1980 gründeten Hans und Christel Strobel die Kinder-und Jugend Film Korrespondenz, bis heute das einzige deutschsprachige Magazin für den Kinder- und Jugendfilm. Es ist eine traurige Koinzidenz, dass die KJK Ende dieses Jahres ihr Erscheinen einstellte. Hans war außerdem Dozent an der Katholischen Stiftungsfachhochschule München und an der Katholischen Fachakademie für Sozialpädagogik München und wirkte lange am Institut Jugend Film Fernsehen e.V. in München, um als Vermittler sowohl seine Studenten, als auch seine Kollegen für den Kinderfilm zu begeistern. Er war in vielen Verbänden tätig, beim Bundesverband Jugend-und Film, der LAG Film Bayern, oder dem Förderverein deutscher Kinderfilm. Wer ihn kannte, mochte seine kommunikationsfreudige und offene Art. Obwohl man den Begriff »Vernetzung« noch nicht kannte, war er schon immer ein Meister darin, diese zu fördern, indem er Kontakte knüpfte und Menschen miteinander ins Gespräch brachte, denn die Frage nach möglichen Konkurrenzen war ihm völlig fremd. Hans und Christel Strobel erhielten für ihre wegweisende Arbeit zahlreiche Auszeichnungen, darunter die Medaille »München Leuchtet«, den »Ehrenschlingel« des internationalen Kinder-und Jugendfilmfests in Chemnitz, oder den Förderpreis der DEFA-Filmstiftung. Der Verband der deutschen Filmkritik hat den beiden 2013 seinen Ehrenpreis verliehen. Bis zum Schluss blieb Hans neugierig und konstruktiv im Dialog. Wir werden ihn alle sehr vermissen. 

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