Interview mit Nicolas Winding Refn zu seinem Film »The Neon Demon«

Interview mit Nicolas Winding Refn zu seinem Film »The Neon Demon«

Am Set von »The Neon Demon« (2016) © Koch Media

Nach »Drive« spielt auch »The Neon Demon« in Los Angeles, in der fast surrealen Fashion-Welt

Wie weit haben Ihre Aufenthalte in Los Angeles den Film beeinflusst, wieweit ist es eher eine mythische Stadt?

Ich liebe L.A.! Das ist eine derart magische Stadt – zumindest, wenn man dort nicht permanent lebt. Mir kommt es vor wie »Alice im Wunderland«, alles ist überhöht – in gewisser Weise ist der Film eine Version von Kenneth Angers Chronik des Sündenbabels, »Hollywood Babylon«. Tatsächlich habe ich Elle Fanning die beiden »Hollywood Babylon«-Bände von Anger zum Lesen gegeben.

Ihr Film ist stark interessiert an den Oberflächen…

In meinen ersten Filmen habe ich versucht, Realität einzufangen – in dem Sinn, dass Drogen und Gewalt real sind. Mit »Bronson« entdeckte ich dann mein Interesse an einer überhöhten Realität. Ich finde die Oberflächen in L.A. allerdings nicht künstlich, sondern magisch.

Ihre Figuren haben etwas narzisstisches…

Jeder hat Eitelkeiten. »Neon Demon« zeigt das Positive am Narzissmus. Ich bin selber zu einhundert Prozent narzisstisch! Wie sonst könnte man künstlerisch tätig sein? Kreativität bedeutet zu akzeptieren, dass man eitel ist. Für meine Kinder, die im digitalen Zeitalter aufgewachsen sind, ist Narzissmus eine positive Eigenschaft.

Es gibt in »Neon Demon« eine Nekrophilie-Szene mit Jenna Malone, der vorgeworfen wurde, sie sei selbstzweckhaft. Sehen Sie sie selber als einen selbstverständlichen Ausdruck dieser Figur oder schwingt dabei auch eine gewisse Lust an der Provokation mit?

Provokation um der Provokation willen ist leicht zu durchschauen, das macht wenig Sinn. Es war Ausdruck dieser Figur und des Antagonismus zwischen den beiden Frauen.

Beim Festival von Cannes kündigten Sie kürzlich die Remakes einiger klassischer Horrorfilme und Thriller an. Wie weit sind Sie selber darin involviert?

Ich produziere sie und wähle die Regisseure aus. »Maniac Cop« soll im Herbst gedreht werden von John Hyams, dem Sohn von Peter Hyams. Er ist für mich einer der besten gegenwärtigen Action-Regisseure, sein »Universal Soldier –Day of Rekoning« ist grandios. »Witchfinder General« (Der Hexenjäger) und »Cosa avete fatto a Solange?« (Das Geheimnis der grünen Stecknadel) sollen im nächsten Jahr folgen.

Werden Sie dabei die originalen Drehbücher übernehmen?

Für mich repräsentieren alle drei Filme ein Stück Gegenkultur und sind dadurch in ihrer Zeit verankert. Einige Korrekturen wird man sicherlich vornehmen müssen. Aber das hängt auch von den Regisseuren ab – ich glaube an große Filme von großen Regisseuren.

Wo wir gerade von Projekten sprechen: was ist aus der animierten Version von Alejandro Jodorowkis »Dune« geworden, die Sie vor einige Jahren ankündigten?»

»Dune« wurde schon so oft verfilmt, ich liebe Animation, besonders die Filme von Miyazaki, aber ich denke, das wird eher nichts.  Das wäre auch ein eher teurer Film, und je mehr ein Film kostet, desto geringer die Chance, dass ich als Regisseur die Kontrolle behalte. Für die eigenen Kreativität gibt es nichts Wichtigeres als sagen zu können: diese Szene habe ich genauso gedreht, wie ich es mir vorgestellt habe.

Also können wir von Ihnen nicht erwarten, dass Sie bei einem potenziellen Blockbuster Regie führen?

Ich würde gerne einen Blockbuster machen, aber das würde nur funktionieren, wenn vorher feststeht, wie die Produzenten von mir profitieren können und wie ich von ihnen profitieren kann.

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