Interview mit Bruno Podalydès zu seinem Film »Nur Fliegen ist schöner«

Bruno Podalydes

Foto: Bruno Podalydès

Mit Frank Arnold sprach Bruno Podalydès über seinen Film »Nur Fliegen ist schöner«

Monsieur Podalydes, ist das Kajakfahren für Sie eine sehr alte Liebe?

Oh, ja, das mache ich schon sehr lange – das erste Mal übrigens, weil ich damit einem Mädchen imponieren wollte. Jetzt betreibe ich allerdings kein Wildwasserkajak mehr, sondern fahre auf Flüssen, im Meer, zuletzt auch in Kanada – in der Nähe von Walen.

Gibt es bei Ihnen, wie bei Ihrer Filmfigur, auch die Verbindung zum Fliegen?

Ja, denn die Struktur von meinem Kajak erinnert sehr stark an die ersten Strukturen von Flugzeugen. Beim Kajakfahren hat man eher das Gefühl, dass man gleitet als dass man fliegt – eben wie bei einem fliegenden Teppich, wie ich es auch im Film zeige.

Wo liegen denn die Verbindungen zwischen dem Wildwasserkajak und dem Kajakfahren, wie es der Protagonist Ihres Films betreibt? Ersteres scheint mir eher mit einem Adrenalinrausch verbunden zu sein, das andere dagegen mit Entspannung, Sammlung und innerer Ruhe.

Der große Unterschied ist die Lebenseinstellung: Beim Wildwasserkajak ist man permanent gezwungen, den Gefahren auszuweichen, während man hier eher der Beobachtende ist, der in einer Art Lautlosigkeit lebt.

Konnten Sie selber denn Ihre Familie und Ihre Umwelt für dieses Hobby interessieren?

Nein, das ist eine eher einsame Aktivität, aber ganz bewusst, so wie ich am Meer am liebsten auch mit den Wellen alleine bin.

Dies ist das erste Mal, dass Sie in einem Ihrer Filme die Hauptrolle spielen…

In einem Langfilm, ja. Ich habe es allerdings schon in einigen meiner Kurzfilme gemacht.

Haben Sie diese Rolle schon für sich geschrieben?

Ja, allein deshalb, weil ich das Paddeln nicht abgeben wollte! Jeder hat eine ganz eigene Weise zu paddeln, und das kann man nicht weitergeben. Normalerweise spielt ja mein Bruder die Hauptrolle in meinen Filmen, aber das ging diesmal nicht - nicht weil ich besser paddele als er, aber anders. Man gibt dabei auch den Rhythmus vor – also musste ich es selber machen.

Ihr Bruder hat bei einigen Ihrer früheren Filme auch an den Dialogen mitgearbeitet. War das auch diesmal eine engere Zusammenarbeit als mit den anderen Darstellern?

Nein, diesmal war er nur ein Darsteller wie alle anderen.

Was hat es mit Pierre Arditi auf sich, der in den Credits mit ‚Pierre Arditi als Pierre Arditi’ aufgeführt hat und ziemlich bizarre Kurzauftritte hat?

Pierre Arditi hat schon in meinen früheren Filmen mitgespielt. Er bemerkte, dass seine Rollen immer kleiner wurden, eines Tages rief er mich an. „Und nächstes Mal spiele ich dann bei Dir einen stummen Karpfen?!“ meinte er. „Nein“, erwiderte ich, „Du spielst einen Angler.“ Es ist aber so, dass sich Angler von Kajakfahrern gestört fühlen.

Das erklärt aber noch nicht, warum er bei seinem Darstellernamen genant wird…

Das war meine Idee, eine Zeitlang hatte ich sogar überlegt, ob ich ihn nicht so verkleiden solle, dass man ihn nicht gleich erkennt.

Hat die Doppelfunktion von Regie und Hauptrolle Sie inspiriert, das beim nächsten Film erneut zu wagen?

Ich empfand das als sehr schöne Erfahrung, auch, weil ich einem Schauspieler nichts erklären musste. Drehbuchschreiben und Regieführen trenne ich sowieso nicht, wie sich das allerdings in Zukunft entwickeln wird, kann ich noch nicht sagen. Mein Bruder hat jedenfalls Erfahrungen damit, allerdings an der Oper.

Ist dieses Drehbuch ganz am Schreibtisch entstanden oder auch bei Kajakfahrten?

Ich schreibe in einem Haus am Fluss, das war diesmal schon besonders hilfreich, beim Kajakfahren entsteht sehr viel in mir - so wie bei anderen, wenn sie unter der Dusche stehen.

Im Film verkörpert Ihr jüngerer Bruder Ihren Chef. Sind Sie und Ihr Bruder im wirklichen Leben ähnlich wie Ihre Rollen im Film, Ihr Bruder der Sachliche und Sie der Träumer?

Eigentlich ist mein Bruder mehr der Verträumte.

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