Am Strand: Festival des deutschen Films Ludwigshafen

»Dolores« von Michael Rösel

»Dolores« von Michael Rösel

Schon wieder ein Rekord: 112 000 Besucher und zahlreiche Stargäste wie ­Ulrich Tukur, Maria Schrader und Dominik Graf begrüßte das 12. Festival des deutschen Films – obwohl der Rhein beinahe für ein frühes Ende gesorgt hätte

»Noch ään Guss, dann könne se eibacke«, war eine ältere Pfälzer Dame am ersten Wochenende auf der Ludwigshafener Parkinsel zu vernehmen – nach ausgiebigen Regenfällen stand das Wasser an der Schwelle zum Festivalgelände. Wenige Zentimeter mehr hätten das Aus oder mindestens eine längere Unterbrechung bedeutet. Das Desaster blieb aus, das Publikum strömte massenhaft in die zwei großen Kinozelte, und für die Zukunft drängt sich vielleicht eher wieder jene Frage auf, die vor ein paar Jahren mit der Verlängerung des Festivals auf zweieinhalb Wochen beantwortet wurde: Wie den Ansturm bewältigen und dabei die entspannte Atmosphäre, das heißt die Seele, dieses Festivals bewahren?

Weiterhin unbeantwortet ist die Frage nach der Ausrichtung des Programms. 2016 war das Festival mehr Gemischtwarenladen denn je, mit deutlichem Drang zum Gefälligen. So tummelte sich im Wettbewerb neben anspruchsvollem Kino wie Maria Schraders »Vor der Morgenröte« (verdienter Gewinner des Hauptpreises) oder Thomas Stubers »Herbert« eine ganze Reihe »solider« bis seichter Fernsehfilme – und in der Nebenreihe »Lichtblicke« eine zum Verwechseln ähnliche Gemengelage. Die wirklich gewagten deutschen Filme des Jahres – von »Der Nachtmahr« und »Der Bunker« über »Schau mich nicht so an« bis zu Nicolette Krebitz' »Wild« – suchte man vergeblich.

In den »Lichtblicken« liefen beispielsweise Dominik Grafs »Verfluchte Liebe deutscher Film«, seine höchst anregende Hommage an die Schmuddelkinder der deutschen Filmgeschichte, die kleinen, schnellen Genrefilme, und »Happy Hour«, Franz Müllers zärtlich-traurige Komödie um männliche Eitelkeiten. Sie hätten viel eher in den Wettbewerb gehört als ein »Spreewaldkrimi«. Auch mit einer bislang wenig beachteten Perle wie Mia Meyers unabhängig finanzierter, fesselnder Milieustudie »Treppe aufwärts« mit dem großartigen Hanno Koffler in der Hauptrolle hätte man im Wettbewerb ein Zeichen setzen können. Dessen miefige Zockerkneipen sind atmosphärisch so stark in Szene gesetzt, dass man sie noch Tage nach dem Film zu riechen glaubt.

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