E-Mail an... Lone Scherfig

Kurz angefragt, schnell beantwortet. Prominente über ihre Vorlieben und Filmerfahrungen
Lone Scherfig bei der Arbeit

Lone Scherfig, 55, Regisseurin und Drehbuchautorin aus Dänemark, wurde mit dem Dogma-Film Italienisch für Anfänger (2000) bekannt. Ihr neuer Film The Riot Club startet am 9. Oktober

Ihr erstes denkwürdiges Kinoerlebnis? 

Als ich klein war, gab es im Kopenhagener Hauptbahnhof ein 24-Stunden-Kino, das Dokumentarfilme aus aller Welt zeigte. Ich war sehr bewegt, als Michael Haneke sich neulich in einer Rede an genau diesen Ort erinnerte, allerdings viele Jahre früher. Die Filme waren wie Fenster in das Leben anderer Leute – alle Filme sollten das sein.

Welchen Film schauen Sie immer wieder? 

Letzten Winter war ich in Inside Llewyn Davis. Und hörte nicht auf, meine Familienmitglieder zu überreden, den Film mit mir zu schauen – er ist so pur, so bewegend und witzig. Ich liebe es, jungen Leuten alte Filme zu zeigen. Zu erleben, wie meine Tochter Deer Hunter sah, war wundervoll. Gott sei Dank, dass es Kinematheken gibt.

Welche Fernsehserie verfolgen Sie gerade? 

Ich drehe zurzeit eine, The Astronaut Wives Club, die im nächsten Jahr starten wird. Deshalb versuche ich im Moment, sehr viel fernzusehen. Fargo steht aktuell auf meinem Plan.

Welcher Film hat Sie zuletzt beeindruckt? 

Pawel Pawlikowskis Ida. Reines Kino. Komplex, herzzerreißend, tiefgründig. Ich war im letzten Jahr in der Jury des London Filmfestivals, wo Ida gewann. Alle dachten das Gleiche: Das ist ein Meisterwerk.

Ihr/e Lieblingsschauspieler/-schauspielerin? 

Peter Sarsgaard, der den David in An Education gespielt hat, ist der beste Schauspieler, mit dem ich je gearbeitet habe; alles, was er tut, ist aufgeladen und unvorhersehbar. Er ist mutig und ein sehr warmherziger Mensch. Aber das Ensemble von The Riot Club ist auch wunderbar. Es war fantastisch zu sehen, wie die Darsteller in den Rollen ihr Talent entwickeln – eine neue Generation britischer Filmstars, die langsam Fuß fasst. Es war ein Privileg, dabei zuzusehen.

Wer oder was ist unterschätzt?

Nicht unterschätzt, aber: Ich hoffe, die Kinokultur wird Pina von Wim Wenders nicht vergessen. Der Film ist überwältigend und sollte in 3D auf der Leinwand zugänglich bleiben.

Ein Lieblingsfilm, der ein bisschen peinlich ist? 

Disneyfilme lassen mich manchmal eher kalt, aber die Szene, in der Cinderella die riesige Treppe putzt, umgeben von Seifenblasen, in denen sie sich beim Putzen spiegelt, ist sensationell.

Was sammeln Sie?

Obwohl ich eher untalentiert bin, nähe ich gerne. Ich bewahre Hunderte von Metern Stoff in Glasschränken auf und stelle mir vor, was ich daraus machen werde. Meine jüngste Errungenschaft ist ein Meter von jedem der verschiedenen gemusterten Seidenstoffe, mit denen die Westen der Riot-Club-Mitglieder gefüttert waren. Sie sind exquisit, aber wahrscheinlich nur für andere Stoffliebhaber oder Leute, die den Film mehr als einmal gesehen haben.

Ihr Lebensmotto? 

Ich versuche, meine Schlachten weise zu wählen, also mich nicht sinnlos zu verausgaben. Aber das klappt nicht immer.

Der beste Platz im Kino? 

Mittlere Reihe, Mitte. Und als meine Tochter ein Baby war: mit ihr im Vorführraum.

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