Berlinale: Beziehungsstress

Sophie Fillières beobachtet in "Arrête ou je continue" ein Paar in der Krise
"Arrête ou je continue" (2014)

In ihren bisherigen Filmen hat sich Sophie Fillières als Spezialistin für etwas schräge Geschichten mit sperrigen Frauenfiguren gezeigt. Ihr neuer Film, im Panorama gezeigt, folgt diesem Muster, auch wenn er viel ernsthafter ist als sein Vorgänger Un Chat un Chat (2009). 

Pomme, die von Emmanuelle Devos eindrucksvoll gespielte Hauptperson, ist besonders schwierig, nachdem sie offenbar gerade eine Krankheit überstanden hat. Verletzlich und überempfindlich, kommt sie im Alltag schlecht zurecht. Die langjährige Beziehung mit Pierre (Mathieu Amalric) ist jetzt heillos verfahren, doch zu einer Trennung können sie sich auch nicht entschließen. Jedes Wort, egal wer es sagt, wird missverstanden, jeder Satz wird zum Vorwurf, jedes Gespräch gerät zum Streit. Eine quälende Situation für die Beteiligten, und das Intellektuellenmilieu von Lyon macht mit Intrigen und Eifersüchteleien eine Lösung nicht leichter. Die Dinge spitzen sich zu, als Pomme beschließt, für Tage einfach im Wald zu bleiben . . .
 
Wenn der Titel des Films die Unentschiedenheit des Paares und sein ambivalentes Verhalten zueinander signalisiert, so ist der Zuschauer auch lange Zeit unsicher, ob er eine Komödie oder ein Drama sieht. Denn der Film ist originell darin, wie er dem quälenden Geschehen doch exzentrischen Witz abgewinnt, ohne sich über die Personen zu erheben. Mit intelligenten Dialogen und genauer Beobachtung erhalten die Szenen einen erhellenden Dreh in die Absurdität. Sophie Fillières und ihre großartigen Darsteller sorgen dafür, dass man den Glauben an den Autorenfilm nicht verliert. Man kann nur hoffen, dass die Geschichte nicht autobiografisch ist.

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