Ausstellung "Filmtheater" im Filmmuseum Frankfurt

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»Uptown Theater Chicago«

Der Traum des opulenten Lebens

Es sind Bilder des Verfalls. Bröckelnder Stuck, zerrissene Vorhänge und aufgeplatzte Plüschsessel erzählen die Geschichte der längst vergangenen und glorreichen Kinozeit, dokumentiert vom Pariser Fotografen-Duo Romain Meffre und Yves Marchand. Schon 2001, als Marchand gerade 15 und Meffre 20 Jahre alt war, sorgten die Fotografen für Furore mit ihrer Foto-Serie "Ruins of Detroit", in der sie den Niedergang der US-amerikanischen Auto-Stadt eindrücklich dokumentierten und einen visuellen Abgesang auf den Industrie-Boom anstimmten.

Ihr aktuelles Projekt "Theaters" knüpft thematisch daran an. Fasziniert von Ruinen und architektonischem Verfall, reisten sie seit 2005 durch die USA, um alte Kinopaläste der 1920er-Jahre aufzuspüren und dokumentierten mit ihren Fotografien nicht nur Verfall und Zersetzung, sondern auch, wie Kinosäle umfunktioniert wurden. Skurril ist zum Beispiel das Bild eines Supermarkts, der in ein monumentales Kinogebäude eingezogen ist. Oder das Fitnessstudio, in dem die goldenen Ornamente und Kronleuchter an der Decke noch eine vage Erinnerung an das opulente Kinovergnügen vermittelten, dass hier zuhause war. Dagegen erschüttern fast die Aufnahmen des "Fox Theater" in Inglewood, CA. In den 1950er Jahren eines der wichtigsten Premierenkinos der USA, droht dem Palast nun der Abriss. Motten fressen sich durch die roten Samtbezüge der Kinosessel, Wandmalereien werden rissig, die schmuckvoll verzierte Decke droht 70 Jahre des Filmgenusses unter sich zu begraben.

Nur für wenige dieser Prunkbauten kann ein Investor gefunden werden, und so sind die aufwendig hergestellten Bilder von Meffre und Marchand nicht nur ein Zustandsbericht, sondern auch ein wichtiger Teil der Erinnerung an Gebäude, die bald neuen, moderneren Bauten weichen. Ihre Bilder sprechen Bände über die Zeit, als Kino die Oper für den kleinen Mann war, als 90 Millionen Menschen der US-Bevölkerung pro Woche ins Kino strömten, um Abstand vom Alltag zu gewinnen. Sie dokumentieren auch die Psychologie einer Ära und erzählen eine Geschichte des amerikanischen Traums, wie er sich verändert hat, spröde geworden ist, sich wandelte und oft verfiel und vergessen wurde. 

An den Zauber und die gigantische Boomzeit des deutschen Kinos erinnert das Rahmenprogramm der Ausstellung. In einem kleinen Kinosaal werden Wochenschauen der 1960er-Jahre mit einem alten 35-mm-Projektor gezeigt und im Vorraum zur Ausstellung läuft ein Film zur Geschichte der Frankfurter Kinoszene in Endlosschleife. Ergänzend wird dem Publikum in einer Filmreihe und zahlreichen Vorträgen und Diskussionen die Möglichkeit geboten, über Vergangenheit, Gegenwart des Kinos zu reflektieren und über die mögliche Zukunft des fantasiegeladenen Raums nachzudenken. Denn "historisch, nicht nostalgisch" soll die Ausstellung sein, so betonte es Claudia Dillmann, Direktorin des Deutschen Filmmuseums auf der Pressekonferenz, sie soll "erinnern an eine große Zeit und ihr nicht nachweinen".  

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