12/2014

In diesem Heft

Tipp

Großformatig, schön bebildert, umfassend, aber nicht hochspezialisiert: die 100 besten Films noirs in einem neuen Band des Taschen Verlags. Auch schön zum Verschenken an Weihnachten
Dario Argentos »Dracula 3D« mit Thomas Kretschmann in der Hauptrolle ist alles andere als eine Neuerfindung
In der DVD-Premiere »Joe« darf Nicolas Cage endlich mal wieder Talent zeigen
am Mo., den 1.12. um 0:30 Uhr, arte - Mehr als 100 Jahre nach seinem Erscheinen funktioniert der Dokumentarfilmklassiker noch immer als detailliertes ethnografisches Porträt der Inuit im Norden Kanadas
Wer über die Feiertage Filme sehen möchte, die nicht nur gut ausgehen, sondern zur Nachsicht mit sich und seinen Nächsten inspirieren und rundherum gute Laune machen – sechs Empfehlungen der Redaktion
»Twin Peaks« für den Freund, eine Nacht in Hogwarts für nette Paare, »Call of Duty« für die Tante: Lauter filmaffine Dinge, die Ihren Liebsten, Nächsten, Verwandten und Bekannten zu Weihnachten Freude machen könnten
Eine Truffaut-Ausstellung in der Cinémathèque française, kuratiert vom Truffaut-Kenner Serge Toubiana . . . Ist das nicht ein bisschen nah dran? Tatsächlich kann man den Nouvelle-Vague-Regisseur hier wieder neu sehen
2006 hatte der in Mauretanien geborene und in Mali aufgewachsene Regisseur Abderrahmane Sissako in Bamako einen treffend bösen Blick auf die Gebaren von Weltbank und Co. geworfen. Jetzt nimmt er – in ganz anderem Ton, aber ebenso eindringlich – den Islamismus aufs Korn, in einem Film, der in Timbuktu spielt, doch leider auch für viele andere Orte der Welt stehen könnte
Am 16.12. spricht Ulrich Sonnenschein im Deutschen Filmmuseum in Frankfurt mit Regisseur Nico Sommer über dessen Film »Familienfieber«

Thema

Sie kämpfen ums Überleben, führen Revolten und retten die Welt. Sabine Horst über Guerilleras, Zombiejägerinnen und postmoderne Mädchen im Actionkino
Die »Nachts im Museum«-Filme haben ihr eigenes Genre geschaffen. Aber auch früher hat es das Kino in die Tempel unserer Kultur gezogen. Wir präsentieren: die magischen Museumsmomente der Filmgeschichte
Das Fernsehen, die Apokalypse, die Posthistoire – In einer ganzen Reihe neuer Genreshows versucht die Menschheit – oder was davon übrig ist –, die bereits angelaufene Apokalypse abzuwenden
Andreas Busche porträtiert den Filmemacher Abderrahmane Sissakong , Gerhard Midding hat ihn interviewt
Unsere "Steile These" des Monats Dezember

Meldung

"Ich mache lieber keinen Film als mich mit dem Unsinn abzugeben, der da gemacht wird"
Der Regisseur Philipp Leinemann über seinen Film »Wir waren Könige«
Lars Eidinger, 38, ist Mitglied im Ensemble der Berliner Schaubühne und seit Maren Ades »Alle Anderen« auch im Kino sehr gefragt. In diesem Monat ist er in »Die Wolken von Sils Maria« zu sehen. Uns beantwortet er in einer kurzen eMail persönliche Fragen rund um das Filmgeschehen
Zusehen, wie Geschichte geschrieben wird - Mit der 57. Ausgabe des Internationalen Leipziger Festivals für Dokumentar- und Animationsfilm verabschiedetet sich Leiter Claas Danielsen
Die Hofer Filmtage - In diesem Jahr war das Aufgebot deutscher Filme äußerst ansehnlich

Filmkritik

Als durch ein Erdbeben das peruanische Zuhause des Bärs Paddington zerstört wird, schickt seine anglophile Tante ihn nach London, in der Hoffnung, einer der höflichen Briten möge sich seiner annehmen. Doch dort lauert schon eine Tierpräparatorin (Nicole Kidman), die Paddington gerne ausgestopft in ihrer Sammlung hätte
In seinem jüngsten Science-Fiction-Film variiert Terry Gilliam vertraute Motive von einer von mächtigen Unternehmen beherrschten Zukunft, gegen die einzelne Individuen rebellieren. Dabei spricht der Film eher durch sein visuell überbordendes Setting und die exzentrischen Figuren an als durch die Geschichte
Was bedeutet das Vergehen der Zeit für eine Schauspielerin? Olivier Assayas Film »Die Wolken von Sils Maria« ist keine neue Variation über Tschechows »Die Möwe«, sondern wirft anhand der Rollenarbeit einer Schauspielerin und ihrer Assistentin (Juliette Binoche und Kristen Stewart: beide hervorragend) die Frage nach der Identität auf, dem Verhältnis der Generationen und den sich wandelnden Gesetzen des Ruhms
Nuri Bilge Ceylans Cannes-Gewinner ist ein ausgesprochen dialogreicher, sehr langer und langsamer Film – durchaus eine Herausforderung an die Zuschauergeduld. Doch er belohnt mit dem außergewöhnlich differenzierten Porträt eines Provinzpatriarchen und seiner lähmenden Herrschaft über Familie und Abhängige, was man als Parabel auf die heutige Türkei lesen kann, doch nicht muss
Rosa von Praunheim schickt Oliver Sechting und Max Taubert auf die Spur der Szene-Diven seiner früheren Filme. Doch Sechtings Zahlenparanoia macht die Reise zu einem lakonisch erzählten Horrortrip
Ein Paar wird sich fremd nach dem Tod des gemeinsamen Kindes. Trotz toller Schauspieler, allen voran Jessica Chastain, zu kunsthandwerklich geratenes Regiedebüt von Ned Benson
Japanisches Remake von Clint Eastwoods finsterem Rachewestern: Ein ehemaliger Samurai zieht los, um sich ein Kopfgeld zu verdienen, und gerät in einen Strudel der Gewalt. Großes, episches, im besten Sinne altmodisches Kino, perfekt übertragen auf die japanischen Verhältnisse des ausgehenden 19. Jahrhunderts
Im dritten Teil des »Young Adult«-Franchise um die Mädchenheldin Katniss (Jennifer Lawrence) geht es nicht mehr um das zynische Medien­ereignis der Hungerspiele, sondern um die Revolution und ihren Preis. Der Film bewahrt, was die Vorlage von Suzanne Collins auszeichnet: Er lässt der weiblichen Hauptfigur ihre Zweifel und ihr Reflexionsvermögen
Die Schauspielerin Adriana Altaras fährt zu den Orten ihrer Familiengeschichte. Eine Reise auch zu den ideologischen und historischen Katastrophen des 20. Jahrhunderts
2006 hatte der in Mauretanien geborene und in Mali aufgewachsene Regisseur Abderrahmane Sissako in »Bamako« einen treffend bösen Blick auf die Gebaren von Weltbank und Co. geworfen. Jetzt nimmt er – in ganz anderem Ton, aber ebenso eindringlich – den Islamismus aufs Korn, in einem Film, der in Timbuktu spielt, doch leider auch für viele andere Orte der Welt stehen könnte
Zwei Männer, ein Haus – aus dieser überschaubaren Situation zaubert Ádám Császi in seinem Debüt einen liebenswerten kleinen Film über ein schwules Coming-out im homophoben Ungarn
Susanne Biers Romanverfilmung, ein episches Drama über einen Selfmade-Holzbaron und seine selbstbewusste Frau, entwickelt trotz Stars und opulentem Produktionsdesign wenig Zugkraft und befremdet besonders durch sein überzogenes Ende
Nach der "Madagascar"-Trilogie und einem erfolgreichen Ausflug ins Fernsehen, bekommen die vier Pinguine ihren ersten abendfüllenden Spielfilm. Der ist mit deutlich geringerer Zappeligkeit und nicht ganz so heißer Nadel animiert und liefert reichlich Referenzen auf Hollywoods Agententhriller der vergangenen Jahrzehnte
Unübersehbar versucht Allen hier an seinen größten kommerziellen Erfolg »Midnight in Paris« anzuknüpfen. In der geschmackvollen Retro-Melange darf die Filmgeschichte kräftig mitatmen, die Story allerdings plätschert etwas zu selbstgenügsam vor sich hin
Fünf Freunde finden in einem Loft, das sie sich für ihre außerehelichen Abenteuer teilen, die Leiche einer jungen Frau und geraten in einen Strudel aus Verdächtigungen und Lügen. Erik Van Looys amerikanisches Remake seines eigenen Thrillers ist klassisches Hochglanzkino, aber mit einem deutlichen Hang zum Abgründigen
Ralf Huettners Verfilmung des Romans von Martin Suter versucht sich anhand der Geschichte eines tamilischen Flüchtlings und Kochkünstlers an der Kombination aus aphrodisischer Kulinarik und Politik. Trotz ansprechender Bilder ist das Ergebnis aber weder sonderlich sinnlich noch engagier
Ulrich Seidl filmt Menschen, die sich in ihren Kellern ihre eigene Welt geschaffen haben. Wie immer bei Seidl heißt es für die Protagonisten, dass sie die Zuschauer, und für den Zuschauer, dass sie die Protagonisten aushalten müssen
Nicht die Mythen des Wilden Westens, sondern der harsche Alltag der Pionierzeit: Der zweite Film von und mit Tommy Lee Jones ist ein düsteres Amerika aus der Perspektive der Frauen, ein Wagontrail in umgekehrter Richtung, weg von der Frontier zurück in die Zivilisation
Die Lebensgeschichte von Mosab Hassan Yousef, Sohn eines Palästinenserführers, der zum Informanten des israelischen Inlandsgeheimdienstes Schin Bet wurde. Im Wechsel der Aussagen zwischen ihm und seinem Führungsoffizier baut der Dokumentarfilm eine genuine Spannung auf, begnügt sich aber mit dem Nachvollzug der Geschichte
Frans Weisz erzählt die Geschichte eines Jungen, der seinem Herz folgt und nicht den Erwartungen der Umwelt. Mels van der Hoeven als Finn verleiht dem Film Spannung und Tiefe
Auch Joanna Hoggs dritter Spielfilm handelt von der englischen Mittelklasse, fokussiert diesmal aber ein Künstlerehepaar, das in seinem modernen Wohnhaus in einer Art Ehegefängnis lebt. Die Bilder sind geschmackvoll und kühl komponiert, was streckenweise eher an einen Versuchsaufbau denken lässt
Atmosphärische New-York-Mafiageschichte in altmodischem Stil mit James Gandolfini als frustriertem Barbetreiber und Tom Hardy als sanftem »tough guy«
Wie schon in seinem Oscar-Gewinner "L.A. Crash" verschachtelt Paul Haggis mehrere Geschichten ineinander. Doch weil keine von ihnen überhaupt sonderlich erzählenswert ist, verliert man früh das Interesse. Selbst das prominente Ensemble um Liam Neeson ist machtlos
In seinem Dokumentarfilm über eine Neuinszenierung der Kinderoper »Brundibár« erzählt Regisseur Douglas Wolfsperger von der Notwendigkeit, auch heute noch über den Holocaust nachzudenken
Ein Film wie ein Toast, der jedoch nicht leichtfertig ausgebracht wird. Kriegstraumatisierte Jüdin trifft auf unheilbar kranken jungen Mann, und gemeinsam finden beide einen neuen Weg ins Leben. »Auf Das Leben!« jedoch ist viel mehr als dieser sloganhafte Satz
Fünf Paargeschichten in verschiedenen Stadien der Auflösung geraten an Weihnachten unter zusätzlichen Druck. Doch der Geschichtenreigen von Markus Goller leidet darunter, dass er das wirkliche Leben zur Schaufensterauslage macht
Ein Sondereinsatzkommando der Polizei driftet immer mehr in eine Spirale der Gewalt ab. »Wir waren Könige« ist ein gelungener, düsterer deutscher Polizeifilm, der die Grenzen zwischen Gut und Böse, Tätern und Opfern mehr und mehr verwischt
Der Regisseur Corneliu Porumboiu betrachtet zusammen mit seinem Vater Adrian ein altes Fußballspiel der rumänischen Liga aus dem Jahr 1988, bei dem letzterer Schiedsrichter war. Ein Film, der den Zuschauer zurück in eine Zeit versetzt, als man hauptsächlich zwischen den Zeilen lesen musste
Eine Eichamts-Bürokratin merkt, dass Gefühle sich nicht in genormte Maße pressen lassen. Bent Hamers Komödie besticht durch feinen Humor und einen unerwartet poetischen Blick auf einen vermeintlich profanen Beruf
Anhand von fünf Familien zeigt Jason Reitman die Auswirkungen totaler elektronischer Vernetzung. Dabei bleibt er ohne moralisierendes Zeigegefingere nahe dran am komplexen Beziehungsgeflecht und entwickelt ein differenziertes Sittengemälde der amerikanischen Gesellschaft im Strudel des Informationszeitalters
Ein Amerikaner erbt in Paris ein Haus inklusive einer alten Dame und ihrer Tochter, was zu erwartbaren familiären Enthüllungen führt. Die betuliche Theaterstückverfilmung, vom eigenen Autor inszeniert, kann immerhin mit gut aufgelegten Stars, darunter Maggie Smith, punkten
Als in naher Zukunft der Menschheit die Nahrung ausgeht, startet eine letzte Mission in den Weltraum, um ein neues Zuhause für die Erdenbürger zu finden. Großes, aufwändiges, grandios besetztes SciFi-Kino von Christopher Nolan, dem es diesmal allerdings nicht gelingt, aus den vielen Einzelteilen seiner Story ein perfektes Ganzes zu machen

Film