10/2014

In diesem Heft

Tipp

ab Do. 30.10. um 21:00 Uhr, arte - Nachdem Mafia-Mitglied Frank »The Fixer« Tagliano mit brisanten Informationen gegen seinen Paten ausgesagt hat, wird er ins Zeugenschutzprogramm aufgenommen. Als neuen Lebensmittelpunkt wählt er das norwegische Lillehammer
Zugleich traurig und komisch, aufwühlend und berührend erzählt Stephen Frears die wahre Geschichte einer Frau, die sich fünfzig Jahre nach der Geburt ihres unehelichen, zwangsweise zur Adoption freigegebenen Sohnes auf die Suche macht, die zugleich eine widerspenstige Annäherung zwischen einer liebenswürdigen alten Dame (Judi Dench) und einem notorischen Zyniker (Steve Coogan) ist
Am 29. Oktober zeigt das Kino des Filmmuseums in Frankfurt ab 20:15 Uhr Till Kleinerts Langfilmdebüt "Der Samurai". Im Anschluss spricht Rudolf Worschech von epd Film mit dem Filmemacher
am Do 2.10., 13:55 Uhr, arte - Charles Bronson, dem grauäugigen, namenlosen Rächer, der dramatisches Mundharmonikaspielen dem Reden vorzieht, hat selbst Hollywoodlegende Henry Fonda wenig entgegenzusetzen. Ein Klassiker des Italo-Western-Genres, in dessen Anfangssequenz Regisseur Sergio Leone auch einer Fliege und einem quietschenden Windrad zu Weltruhm verhalf
In diesem Monat ist es David Finchers "Gone Girl": der Film, über den man nichts verraten darf. Spoilerwarnungen gibt es viele, aber nur wenige Filme verändern sich wirklich radikal, wenn man um ihre Wendung weiß
In diesem Monat ist es David Finchers "Gone Girl": der Film, über den man nichts verraten darf. Spoilerwarnungen gibt es viele, aber nur wenige Filme verändern sich wirklich radikal, wenn man um ihre Wendung weiß
Ein Priesterfilm, ein Irlandfilm, ein Thriller, eine Tragikomödie: Regisseur McDonagh und Darsteller Brendan Gleeson schaffen eine Priesterfigur, die den bemerkenswerten Satz sagt: Versöhnung sei heute ein unterschätzter Wert

Thema

Als Regisseur hat er sich gefunden. Als Schauspieler scheint Ben Affleck immer etwas zurückzuhalten: ein Zauderer, ein Verweigerer, ein Under-Player. Jetzt ist er in David Finchers Bestsellerverfilmung "Gone Girl" zu sehen. Georg Seeßlen über das Geheimnis eines Stars, der lange als geheimnislos galt
Kein anderer kann so herrlich bescheuert gucken, wenn eine peinliche Kettenreaktion ihren Lauf nimmt - Birgit Roschy über den Komödianten Chris O’Dowd
Das deutsche Kino hat den Genrefilm wiederentdeckt. Junge Regisseure drehen mit wenig geld Western, Horror- und Sci-Fi-Filme. Ein Überblick von Sascha Westphal
Filme sind wie Skulpturen - man muss sie aus dem Material heraushauen. Anke Sterneborg hat mit Deutschlands bekanntesten Cuttern Bettina Böhler und Hansjörg Weißbrich über ihre Arbeit mit Regisseuren wie Christian Petzold und Hans-Christian Schmid gesprochen
Quentin Tarantino hat sie schon immer geliebt: die bizarren, intensiven, selten jugendfreien Genrefilme der Europäer. Wo er die herhatte, wissen wir nicht. Aber es gibt heute bei uns eine hoch aktive Szene von Kleinlabels, die vergessene und verlegte Filme nicht nur retten, sondern anspruchsvoll edieren
Unsere "Steile These" des Monats Oktober

Meldung

Lone Scherfig, 55, Regisseurin und Drehbuchautorin aus Dänemark, wurde mit dem Dogma-Film "Italienisch für Anfänger" (2000) bekannt. Ihr neuer Film "The Riot Club" startet am 9. Oktober. Uns beantwortet Sie in einer kurzen eMail persönliche Fragen rund um das Filmgeschehen
Start in die Award-Saison: Im kanadischen Toronto stellt Hollywood traditionell seine Herbstkollektion vor. Aber auch europäische und deutsche Autorenfilmer zieht es in die Multikulti-Metropole
Barbara Schweizerhof über das 71. Filmfestival von Venedig: jede Menge Kriegs- und Krisenfilme

Filmkritik

Witztechnisch schlichte Verfilmung der Boulevardkomödie um drei Männer, die sich in einem angemieteten »man cave« von ihren powershoppenden Frauen erholen
Aus der Perspektive eines Sohnes erzählt Christian Bach in »Hirngespinster« sehr wahrhaftig von Selbstlügen, Scham, Misstrauen und Vorurteilen im Umgang mit Schizophrenie
Zwei eigenwillige Dreiecksgeschichten erzählt die US-Independent-Regisseurin Josephine Decker und kreiert dabei ihren ganz individuellen Erzählstil, der, zugleich sinnlich und abstrakt, immer nur andeutet, worum es eigentlich geht
Das hochkarätig besetzte und mit vergleichsweise großem Aufwand inszenierte Sterbedrama »Hin und weg« wird dem Thema leider nur in wenigen Momenten gerecht
Der Schauspieler Udo Kier unternimmt eine Museumstour, trifft Künstler und Kuratoren und lässt den Zuschauer an seiner Begeisterung für bestimmte Kunstwerke teilhaben
Die Frage nach dem Humankapital nimmt Peter Scharf einmal ernst und fahndet in der Welt nach dem Wert des Menschen. Seine Ergebnisse sind widersprüchlich und witzig
Ein engagierter, klassisch inszenierter Dokumentarfilm in Sachen weiblicher Sexualität und ihrer äußeren Lustorgane von den gestandenen Filmemacherinnen Claudia Richarz ("Samba für Singles") und Ulrike Zimmermann ("Reich werden im Irak")
Debüt-Regisseur Gary Shore erzählt die Vorgeschichte des berühmten Blutsaugers, der hier zum fliegenden Superhelden stilisiert wird. Bildgewaltiges Kino, das sich aber zu sehr an optischen Vorbildern wie »Herr der Ringe« oder »Der Hobbit« abarbeitet
Die Dokumentation begleitet einen 400 Kilometer langen Protestmarsch vertriebener indischer Landbewohner, die sich für die Erhaltung ihres Lebensraumes einsetzen
Mit beißender Polemik, aber auch ungewohnt rustikalem Humor kommentiert Heinz Emigholz in seinem neuen Essayfilm die Errungenschaften der Betonarchitektur
Der schwedische HFF-Student Jöns Jönsson erzählt in seinem Debüt von einer Mutter, die mit dem Selbstmord ihrer Tochter zurechtkommen muss
In Italien, dem einstigen Traumziel der Ökoaussteiger, kämpft Gelsominas Familie mit ihrer Bienenzucht gegen den Ruin. Alice Rohrwachers Tragikomödie »Land der Wunder« geht mit poetischer Wiederverzauberung gegen die Krise an
Drei kolumbianische Musiker in Schwaben, zwei höchst unterschiedliche Musikkulturen und ein Wettbewerb, dessen Bedeutung sich nur schwer erschließt
Das traditionelle Dinner eines elitären Oxford-Studentenclubs eskaliert auf schockierende Weise. Scherfigs denkbar unsubtile Kritik an der britischen Oberschicht bleibt in Klischees stecken
Ein etwas anderer Superheldenfilm. Ein Rettungsschwimmer zieht am Praia do futuro einen deutschen Motorradfahrer aus dem Meer und verliebt sich in ihn. Der brasilianische Filmemacher Karim Aïnouz erzählt in verführerischen Auslassungen eine Geschichte von Freundschaft und Liebe
Dokumentarfilm, der mit liebevoller Anteilnahme die restauratorische Arbeit im Wiener Kunsthistorischen Museum zeigt und mit den ökonomischen Zwängen kontrastiert, die sich immer mehr durchsetzen
Als Komödie fügt sich der neue Film von Marco Kreuzpaintner ins Einerlei vergleichbarer deutscher Mainstream-Produktionen, mit seiner schieren Menge an schwulen Figuren allerdings gelingt es ihm allen Schwächen zum Trotz, eine begrüßenswerte Sonderrolle einzunehmen
Eine frisch gekündigte Stadttheaterschauspielerin übt in einem Arbeitsamtkurs mit Langzeitarbeitslosen Sophokles ein. Die Sozialkomödie »Ein Geschenk der Götter« besticht durch ihre stilsichere, unprätentiöse Machart
Doris Dörrie widmet sich in ihrem Dokumentarfilm den weiblichen Mariachis, die sich in einer Männerwelt, durchdrungen von Machismo, Alkohol und Selbstüberschätzung, behaupten müssen
Dem einstigen Stasispitzel Sascha Anderson so viel Platz einräumen? Annekatrin Hendels Dokumentarfilm führt fesselnd ein ganzes Geflecht von Beziehungen vor Augen, die der Verrat geprägt hat
Ein Musikfilm, wie er nur von Nick Cave stammen kann: voll Cave-Poesie, bei der sich die Bilder dem Diktat der Worte fügen
Wer in den 70er Jahren in einer Disco war, hat sich irgendwann rhythmisch zu James Brown bewegt. In diesem Biopic zeigen ihn Hauptdarsteller Chadwick Boseman (»42«) und Regisseur Tate Taylor (»The Help«) als einen Mann, der ständig in Bewegung ist und allen Versuchen der Psychologisierung trotzt
Auch die geballte Macht einer selten hochkarätigen Besetzung – Jane Fonda, Jason Bateman, Tina Fey, Corey Stoll, Timothy Olyphant, Adam Driver, um nur einige zu nennen – kann diese flache Verfilmung eines bereits nicht sehr tiefsinnigen Romans über den Tod eines Familienpatriarchen retten
Ernst & Röbi haben sich getraut. Mit seiner sehenswerten Dokufiction rekonstruiert Stefan Haupt die Lebens- und Liebesgeschichte der beiden Männer im Kontext eines avantgardistischen Schwulenmagazins, das die Zürcher Homoszene zusammenschweißte
Nach dem Bestseller von Lois Lowry: wie der Ungehorsam eines Einzelnen eine auf Lügen und Verdrängung gebaute Gesellschaft zum Einsturz bringt. Von Philip Noyce intelligent umgesetzte Dystopie
Ein Obdachloser drängt sich zielstrebig in die Familie eines reichen Fernsehproduzenten. In Alex van Warmerdams wahrhaft hinterhältigem Home-Invasion-Thriller dringen Gewalt und Schrecken ganz sanft ins großbürgerliche Idyll
Zwei reife Paare versuchen sich an der Côte d’Azur als Diamantenräuber, wobei die kriminellen Energien als Aphrodisiakum für ihre eingeschlafene Liebe fungieren sollen. Was champagnerprickelnd komisch und romantisch sein soll, wirkt nur angestrengt
Tonal unausgegorenes Vater-Sohn-Drama, überlang, mit Konflikten und Personal überfrachtet und von David Dobkin mit dem Holzhammer inszeniert
Antoine Fuquas Kinoversion des Serienklassikers übernimmt außer der Grundidee nicht viel vom Original. Das Ergebnis ist nicht zuletzt dank Denzel Washington ein unterhaltsames Exemplar reaktionärsten US-Actionkinos
Eine wortgewandte und grundsympathische Komödie, die auch vor punktuellen Sentimentalitäten nicht zurückschreckt
Ein neunjähriger Junge zieht mit seinem kleinen Bruder drei Tage lang auf der Suche nach seiner Mutter durch Berlin. Das ebenso ergreifende wie intelligente Sozial­drama »Jack« zeichnet jenseits von Elendsklischees das Porträt eines Kindes, das mit aller Kraft seine kleine Familie zusammenhalten will
Kristian Levrings digitaler dänischer Western beginnt furios, doch trotz großartiger Darsteller wie Mads Mikkelsen und Eva Green endet er in einer Rachegeschichte voller leerer Rituale und behaupteter Ideen
Ein Priesterfilm, ein Irlandfilm, ein Thriller, eine Tragikomödie: Regisseur McDonagh und Darsteller Brendan Gleeson schaffen eine Priesterfigur, die den bemerkenswerten Satz sagt: Versöhnung sei heute ein unterschätzter Wert
Fatih Akin malt den Völkermord an den Armeniern mit der Ambition auf großes Epos, was ihm nur bedingt gelingt. Trotzdem berührt »The Cut«, der erfreulicherweise auf jede Art Stereotypisierung seiner muslimischen oder christlichen Figuren verzichtet
Bei »Feuchtgebiete« hat es halbwegs geklappt. Das zweite literarische Selfie von Charlotte Roche wirkt im Kino aber nur noch pene­trant, denn Sönke Wortmann bekommt den depressiven Redestrom der Erzählerin nicht in den Griff
Raffinierter, perfekt inszenierter, hochinteressant verschachtelter Thriller von David Fincher, in dem Ben Affleck unter Verdacht gerät, seine verschwundene Frau (Rosamund Pike) selbst entführt zu haben
Tom Schilling steigt als Berliner Computernerd zum Hackerkönig auf – und verstrickt sich in eine raffinierte, rasant inszenierte Thrillerstory um Überwachung und Cybercrime. Tolles deutsches Genrekino!
Alles wie gehabt im Pulp-Noir-Sündenbabel, visuell brillant und durch 3D durchaus bereichert, doch inhaltlich weitgehend ein Aufguss des Vorgängers. Immerhin: Etwas wird sichtbar, nämlich das reichlich Postpubertäre und Attitüdenhafte von Frank Millers Blut- und Rachephantasien

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