Kritik zu Zweiohrküken

© Warner Bros.

Noch einmal mit Gefühl: Til Schweiger setzt die Geschichte von Macho Ludo und Kindergärtnerin Anna fort und versucht dabei, alles möglichst genauso wie im Vorgängerfilm zu machen

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Wenn Til Schweiger sich in seiner ersten Szene mit geschlossenen Augen selig schlummernd in die Kissen kuschelt, kann man sich gut vorstellen, dass er sich hier einen Film zusammenträumt – »A Til Schweiger Film« sozusagen, wie der Vorspann ein wenig großspurig wissen lässt. Und in dem gibt es alles, was das Herz des durchschnittlichen Mannes in den mittleren Jahren begehrt, schöne Frauen, die sich den Busen drastisch vergrößern lassen, ihm unter dem Restauranttisch mit dem Fuß den Schritt kneten und ansonsten jederzeit zu einem kleinen Blowjob bereit sind, all the way, versteht sich.

Auf den 6-Millionen-Zuschauer-Hit »Keinohrhasen« folgen jetzt die »Zweiohrküken«, die es vor Ablauf der ersten Woche auch schon auf eine Million Zuschauer gebracht haben, was vor allem bedeutet, dass Til Schweigers Träume volksnah auf Massenfrequenz liegen. Ein bisschen frech ist es allerdings schon, wie unverhohlen der Autor, Regisseur und Star die vor zwei Jahren eingeführten Muster nachstrickt, angefangen mit dem titelgebenden Kuscheltier mit der unorthodoxen Anatomie über eine Einführungsszene, die mit der Absurdität von Schönheitsoperationen spielt, über die platte Anmache im Restaurant bis zum Cameo-Auftritt von Yvonne Catterfield und Vitali Klitschko. Wurden damals die Liebesbande zwischen der Kindergärtnerin Anna (die auf erfrischende Weise sagt, was sie denkt) und dem Boulevardjournalisten Ludo (der seinen Chauvinismus ähnlich offensiv propagiert) geknüpft, geht es jetzt um die ersten Ermüdungserscheinungen nach zwei Jahren Beziehungsroutine, die durch das Auftauchen wechselseitiger Expartner zusätzlich angeheizt werden. Und wie damals gibt es auch jetzt wieder einige richtig lustige Momente, die meistens auf der bezaubernd burschikosen Normalität von Nora Tschirner beruhen, und seltener auf Til Schweigers selbstironischem Umgang mit seinen Ängsten vor dem Alter und seiner Unsicherheit den Kritikern gegenüber.

Es hat nach wie vor etwas Erfrischendes, wie Schweiger hier völlig unbelastet von deutschen Vorurteilen gegenüber dem schnöden Entertainment, das Kino als albernen Klamauk, rasante Action und schamlose Romanze zelebriert. Weniger schön ist, in welchem Maße er sich volksnah in platten Fäkalwitzen und ödem Sexgeprahle ergeht. Nach »Borat« ist es ziemlich schwer, noch einen originellen Witz zu machen, der eine Plastiktüte mit körperwarmen Ausscheidungen involviert. Als blonder Transvestit erreicht Til Schweiger nicht mal den Standard, den Heinz Rühmann und Peter Alexander als Charleys Tante in den fünfziger und sechziger Jahren gesetzt haben. Und die von Uwe Ochsenknecht geführte Flirtakademie mit ihren abgestandenen Anmachscherzen ist einfach nur öde. Tief im Herzen ist der Mann, der immerhin schon einige deutsche Mehrmillionenhits produziert hat, eben doch nur ein kleiner Junge im rosa Strampelanzug-Pyjama mit Bärchenmuster, der sich danach sehnt, in den Arm genommen, gelobt und getröstet zu werden.

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