Kritik zu Wo ist Rocky II?

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Kein Film über einen Boxer, wie man angesichts des Titels denken könnte – also keine Verbeugung vor »Rocky II«, dem Film von und mit Sylvester Stallone aus dem Jahr 1979

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Es war allerdings das selbe Jahr, in dem der amerikanische Künstler Ed Ruscha aus Kunstharz einen künstlichen Felsen erschuf, den er zwischen echten Felsen in der kalifornischen Mojavewüste verbarg. Dass dieses Kunstwerk in keinem Werkkatalog Ruschas auftauchte, erregte die Neugier seines französischen Kollegen Pierre Bismuth, der durch eine BBC-Dokumentation, die Ruscha seinerzeit bei der Arbeit begleitete, darauf aufmerksam wurde. Als Ruscha anlässlich einer Ausstellung in der Londoner Hayward Gallery 2009 in der britischen Hauptstadt eine Pressekonferenz gibt, hört man eine Stimme mit französischem Akzent fragen, »Where is Rocky number two?«, auf die der offensichtlich überraschte Ruscha ausweichend antwortet. Damit beginnt Bismuths Film.

Wie man es erwarten kann von jemand, der als Mitschöpfer der Story von Michel Gondrys Film »Vergiss mein nicht« 2005 mit einem Oscar für das beste Originaldrehbuch ausgezeichnet wurde, ist Bismuths Regiedebüt kein gradliniger Dokumentarfilm, vielmehr ein komplexes Vexierspiel aus Fakt und Fiktion. Zum einen engagiert Bismuth in Los Angeles einen erfahrenen Privatdetektiv, der für ihn die Nachforschungen übernimmt, zum anderen verpflichtet er die Drehbuchautoren D.V. DeVincentis (»High Fidelity«) und Anthony Peckham (»Sherlock Holmes«), die aus Rockys Geschichte eine zunehmend fantastischere Fiktion entwickeln (was könnte in dem falschen Felsen versteckt sein?), die dann mit Schauspielern wie Rob Knepper und Stephen Tobolewsky in Szene gesetzt wird.

»Fake Fiction« nennt Bismuth seine Methode, die die alltägliche Kleinarbeit des Privatdetektivs des öfteren mit dramatischen Klängen unterlegt, die an Kompositionen von Hitchcocks Hauskomponisten Bernard Herrmann erinnern, oder die Drehbuchautoren drogengeschwängerte Fantasien formulieren lässt. Und natürlich ist das Ganze auch eine Meditation über moderne Kunst und ihr Publikum.

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