Kritik zu Wie das Leben so spielt

© Universal Pictures

Als Produzent, Autor und Regisseur ist der Name Judd Apatow zum Synonym für Erfolgskomödie geworden. Umso überraschender, dass seine dritte Regiearbeit trotz illustrer Besetzung mit Adam Sandler und Seth Rogen – gar keine Komödie ist

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Wie lustig muss ein Witz sein? Nur witzig oder schrecklich witzig oder reicht vielleicht schon schrecklich? »Funny People« heißt Judd Apatows Film im Original; das und die Besetzung mit Adam Sandler und Seth Rogen in den Hauptrollen lassen die Erwartung entstehen, dass man es hier mit einem wirklich witzigen Film zu tun habe. Aber es kommt ganz anders: »Wie das Leben so spielt« ist zwar ein Film mit hoher Komikerdichte (ungezählte Cameo-Auftritte von Sarah Silverman über Ray Romano bis hin zu einem wirklich sehr witzigen Eminem), verzichtet gleichzeitig aber weitgehend auf echte Pointen. Schon die Länge von fast zweieinhalb Stunden zeigt es an: »Wie das Leben so spielt« ist ein Film über Comedians, der sich eher für deren unlustige Seite interessiert.

Als Erstes begreift man denn auch: Comedians sind nicht unbedingt nette Menschen. Seth Rogen spielt Ira, der tagsüber in einer Fastfood-Bude jobbt und abends auf der Bühne eines Stand-up-Clubs an seinem Traum arbeitet, Komiker zu werden. Sehr weit hat er es noch nicht gebracht. Sein Domizil ist die Couch seiner Freunde Mark (Jason Schwartzman) und Leo (Jonah Hill). Auch die träumen davon, groß rauszukommen. Mark hat es immerhin schon in eine drittklassige TV-Show geschafft; Leo kommt gut vor Live-Publikum an. Er weiß um den komischen Wert seiner unsportlichen Figur: Lance Armstrong hätte es da schwerer, Lacher zu ernten.

Als sich mühendes Talent spielt Rogen eine Figur, mit der er inzwischen nicht mehr viel Ähnlichkeit hat. Adam Sandler dagegen geht hier das Wagnis ein, einen Komikerstar zu verkörpern, der eine recht gehässige Karikatur seiner selbst ist. Sein George Simmons ist groß geworden mit geschmacklich dubiosen Kindskopfkomödien und hat den Zenit seiner Karriere gerade hinter sich. Zu Beginn des Films bekommt er die schlechte Nachricht, an einer tödlichen Form von Leukämie erkrankt zu sein.

Was tut ein Komiker, der eine traurige Nachricht erhalten hat? Er geht in seinen alten Comedy-Club und versucht zu beweisen, dass er noch lustig sein kann. Bei dieser Gelegenheit trifft Simmons auf Ira. Mit dem sicheren Gespür, jemanden gefunden zu haben, der ihm nicht gefährlich wird, engagiert er ihn als Gagschreiber. Ira merkt jedoch bald, dass es Simmons mehr darum geht, nicht allein zu sein. Denn Comedians, so stellt der Film mit fast geschäftsschädigender Bitterkeit heraus, haben es besonders schwer. »Lustige Abende« untereinander verlaufen als eine Art Kampf auf Leben und Tod – ist doch das höchste Ziel eines jeden, sein Publikum zu »killen«.

Womit wir bei den »Peniswitzen« wären, die hier in Überzahl erzählt werden und ganz offenbar das Lieblingsgenre aller Komiker sind. Es fällt nicht schwer, daraus zu schließen, dass der Antrieb, komisch zu sein, einfach mit Minderwertigkeitskomplexen zu tun hat. Wenn man dann sieht, wie Simmons seine alte Flamme mit einer selbstironischen Zote verführt, begreift man aber, dass im Reich der Komik nichts einfach zu erklären ist. Komisch, nicht?

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