Kritik zu Where's the beer and when do we get paid

© Böller und Brot

2012
Original-Titel: 
Where's the beer and when do we get paid
Filmstart in Deutschland: 
29.08.2013
L: 
86 Min
FSK: 
Ohne Angabe

»Servus, Mr. Black!« Sigrun Köhler und Wiltrud Baier geben in ihrem Dokumentarfilm Antwort auf die Frage, warum und wie Jimmy Carl Black, einstiges Mitglied von Frank Zappas Mothers of Invention, in Bayern lebte

Bewertung: 3
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Zu teuer sind ihm die Trommelstöcke immer noch. Dabei bekommt Jimmy beim Musikalienhändler zwei von zwanzig Euro Rabatt. »Because I have a name. I am a legend«, sagt der Mann mit grauem Haar, Schnauzer, Bierbauch und schwarzem Motiv-T-Shirt von sich selbst. Das stimmt, jedenfalls in den richtigen Kreisen: Legendär wurde Jimmy Carl Black in den 60ern als Drummer von Frank Zappas Mothers of Invention. 1997 brachte ihn die Liebe zu einer Zappa-Verehrerin in den Chiemgau, wo er wegen mangelnder bayrischer Sprach- und Volksmusikkenntnisse eher isoliert lebt. Fast zehn Jahre später hat der Endsechziger zwar manches Zipperlein, geht aber immer noch tapfer auf Tour zum Trommeln und Zappa-Platten signieren. Notgedrungen, denn Miete und Telefonrechnung müssen bezahlt werden, und eine Rentenversicherung hat er nicht. Man reist mit der Bahn statt dem Bandbus.

Sigrun Köhler und Wiltrud Baier haben mit bisher vier langen Dokumentarfilmen vom privaten Familienstoff (How Time Flies, 2000) bis Stuttgart 21 (Alarm am Hauptbahnhof, 2011, Grimme-Preis 2012) ein breites Spektrum an Themen abgedeckt, am bekanntesten wurde ihre Finanzhumoreske Schotter wie Heu (2002), die mit viel Witz die angeblich kleinste Bank Deutschlands porträtiert. Um Geld geht es auch jetzt wieder, wie der aus einem ausschnittsweise einmontierten »Mothers«-Film geborgte Titel ahnen lässt. Das fehlt nämlich vorne und hinten. Der Reichtum, den Zappa seinen Mitspielern versprochen hatte, ist nie bei ihnen angekommen. So hatte sich Black nach Auflösung der Mothers lange kärglich mit Malerarbeiten durchgeschlagen, bevor er in wechselnden Formationen wieder »mucken« ging. Offensichtlich hoffte er auch, das von ihm mitgepushte aktuelle Filmprojekt könne seine materielle Lage verbessern – grundlos, wie jeder weiß, der das Metier kennt. Doch so weit kommt es nicht, kurz nach Drehende 2008 stirbt »The Indian of the group«, wie er sich selber gerne nennt, an Krebs.

Auch vorher schon ist im Film neben der Musik und dem Geld der Tod ein immer wieder vorbeihuschendes Thema, auch bei der großen US-Tournee, die Black noch einmal wie zum Abschied in seiner texanischen Heimat vorbeibringt. Man kann ahnen, was kommen wird, der Musiker changiert zwischen tapferem Althippie und verschmitztem Großmaul, und ab und zu beschwert er sich über die ständige Beobachtung durch die beiden »cute girls« und ihre Kamera: Das Dasein als Filmstar hat er sich vermutlich anders vorgestellt. Zwischen die Szenen mit Black haben Baier und Köhler Einblicke in eingeborenes oberbayerisches Musikantenleben und vom Sofa abgegebene Statements musikalischer Weggefährten montiert. Aus denen geht auch hervor, dass Zappas Witwe Gail mit ihrem Zappa Family Trust ein hartes Regime um Namen und Rechte führt. Auch Baier und Köhler durften für ihren Film keine Zappa-Titel verwenden, weil Black in einer Szene angeblich Raubkopien signiert, wie man auf einer Tafel am Ende erfährt. Der Film mit dem langen Titel ist trotzdem eine runde Sache, die sich erfreulich unaufgeregt und formsicher um ihre Hauptfigur gruppiert.

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