Kritik zu Warcraft: The Beginning

© Universal Pictures

Mit seiner Verfilmung des populären Online-Games, in dem Orcs mit Menschen im Clinch liegen, wechselt Regisseur Duncan Jones von der Science-Fiction- (»Source Code«, »Moon«) in die Fantasy-Welt

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2 (Stimmen: 1)

Man hat sich ja schon immer gefragt, was Orcs eigentlich anstellen, wenn sie nicht schreiend auf dem Schlachtfeld herumtoben. Die Filmversion des Computerspiels »Warcraft: Orcs & Humans«, dessen Onlineversion seit 2004 zu einem der erfolgreichsten Games avancierte, gibt nun eine Antwort. In einer erstaunlich ruhigen Szene zu Beginn kuschelt der mit seinen Wildschweinzähnen furchterregend aussehende Clanführer Durotan zärtlich mit seiner Frau Draka. Kurz darauf kommt die Hochschwangere nieder, mitten auf dem Schlachtfeld.

Für ein gewaltlastiges Fantasy-Spektakel erscheint dieses friedfertige Motiv überraschend. Zumal es tatsächlich den gesamtem Plot strukturiert. Im nächsten ruhigen Moment erklärt Durotan seinem Vertrauten, er sei es leid, dass die Orcs immer nur verbrannte Erde hinterlassen. Das martialische Monster mit den aufgetürmten Muskelmassen und dem extrem kleinen Kopf – mit Motion-Capture-Technik liebevoll zum Leben erweckt – argumentiert erstaunlich hellsichtig. Um Frieden zu stiften, paktiert Durotan mit den Menschen und wird so als Verräter zur tragischen Figur.

Mit dieser vergleichsweise nuancierten Zeichnung der Charaktere knüpft der »Moon«-Regisseur Duncan Jones an das Computerspiel an, bei dem die Unterscheidung zwischen Gut und Böse nicht von vornherein festgelegt ist. In dieser Fantasy-Welt sind Orcs nicht per se tumbe serielle Finsterlinge. Das Motiv ihrer gewaltsamen Auseinandersetzung wird differenziert hergeleitet: Ihr Anführer ist korrumpiert durch die Macht, die hier »das Fell« genannt wird. Der heimtückische Orc-Magier Gul'Dan saugt die Lebenskraft gefangener Menschen aus wie ein ektoplasmischer Vampir. Um den Nachschub zu sichern, schickt er seine verblendeten Untergebenen in einen sinnfreien Eroberungskrieg, der allein dazu dient, das perverse Suchtverhalten dieses Bio-Junkies zu befriedigen.

Völlig neu sind diese Motive nicht, sie werden aber fantasievoll variiert. Ein Novum für das Genre: Die Menschen sind nicht so interessant gezeichnet wie die Welt der muskulösen Unholde. Dank der kecken Garona, einem Mensch-Orc-Zwitterwesen, das sich sexuell offensiv verhält, erscheinen die Monstren letztlich gar nicht so monströs. So verknüpft der Film, der nur auf den ersten Blick wie eine Roger-Corman-Version von »Der Herr der Ringe« anmutet, Subtiles mit Brachialem. Wer sein Sensorium auf die hohe Frequenz an Schlachten einpegelt, bekommt Lust an dieser mittelalterlich anmutenden Mythenwelt. Die Architektur erinnert gar an die filigranen Konstruktionen französischer Spätgotik.

Regisseur Duncan Jones, der auch am Drehbuch mitschrieb, gelingt so ein unerwarteter Spagat. »Warcraft: The Beginning« ist zwar selbstverständlich auf die nerdigen Konsolen-Junkies zugeschnitten, im Transfer auf die große Leinwand entsteht jedoch ein visueller Mehrwert. Die Fortsetzungsgeschichte und das reizvolle Schlussbild wecken Neugier. Wie geht die an das biblische Schicksal Moses' angelehnte Geschichte wohl weiter?

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