Kritik zu Voodoo – Die Kraft des Heilens

© Alamode

2009
Original-Titel: 
Voodoo – Die Kraft des Heilens
Filmstart in Deutschland: 
08.07.2010
L: 
70 Min
FSK: 
12

Der renommierte Fotograf, Reporter und Ethnologe Henning Christoph führt in seinem Dokumentarfilm in eine imaginäre Welt ein, die sich in Benin und weiten Teilen Westafrikas mit den Erscheinungsformen der Moderne mischt

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Benin gilt als die Heimat des Voodoo-Kultes, den unsere westlichen Mediengesellschaften jedoch zumeist in Haiti verorten. Dort pflegten ihn aus Westafrika verschleppte Sklaven einst in Geheimgesellschaften als kulturelle Überlebensstrategie weiter und laden ihn bis heute mit ihrer unterdrückten Aggression auf. Hollywood stahl für die Zwecke der visuellen Angstlust die spektakulärsten Chiffren dieses aus Not und Qual gesättigten Imaginären ihrer armen Nachbarn und modifizierte beispielsweise den Grusel der Wiederkehr untoter Zombies oder jener mit Nadeln besetzten Puppen, die Fluch- und Bannsprüche übertragen, fürs drastische Genrekino. Doch der ursprüngliche Voodoo ist eine bemerkenswert lebendige animistische Religion, eine spirituelle Kraft, das will Henning Christoph mit dem Blick des ernsthaften Afrikakenners zeigen. Seine Kontakte nutzend, dokumentiert er in Episoden mit erläuternden Zwischentexten einen Atlas der Sitten und Gebräuche, führt in die Vielfalt der Riten, Masken, Tänze und blutigen Tieropfer ein. Voodoo gilt ihm als uralte animistische Kultur, die die Götter besänftigen, deren aggressive wie besänftigende Archetypen in die Gemeinschaft bitten, in Tänzen beten, in ekstatischer Trance gar die Grenze zu jenseitigen Bezirken überschreiten will. Es geht um den Respekt vor Spiritualität, die eine Balance zwischen Gut und Böse, Krank und Gesund, Individuum und sozialem Verband herzustellen versucht und sogar christliche und hinduistische Elemente integriert. Doch seine Rehabilitierung lässt vieles außer Acht. Es interessiert nicht, dass die herbeigerufenen Gottheiten männliche und weibliche Prinzipien unabhängig vom Geschlecht des Tänzers oder der Tänzerin verkörpern. Auch die Erinnerung an den Sklavenhandel, zum Beispiel in Riten am Strand von Ouidah, dem Ort der Deportation, und die Geschichte der malerischen Fischerdörfer im Lac Nokoué als Fluchtorte vor den Sklaventreibern erschließt sich leider nicht aus Christophs Film.

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