Kritik zu The Visit – Eine außerirdische Begegnung

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Der Film des Dänen Michael Madsen ist eine eher assoziative dokumentarische Fantasie zum Thema Erstkontakt mit dem Außerirdischen

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Gerade eröffnete das Sequel von Roland Emmerichs »Independence Day« im Kino eine weitere aufgerüstete Runde im »Krieg der Welten«. Solche Fantasien vom aggressiven intergalaktischen Zusammenleben sind seit Méliès »Reise zum Mond« Standard der filmischen Science-Fiction, auch wenn daneben – siehe Steven Spielbergs »E.T«. oder »Unheimliche Begegnung der dritten Art« – friedvollere Imaginationen einen Randplatz haben. Schließlich lässt sich Willkommenskultur auch auf intergalaktischer Ebene pflegen.

»Welcome to our planet!«, heißt es einmal auch in diesem Film des dänischen Regisseurs Michael Madsen, der das Szenario einer Landung aus dem All auf verschiedenen Ebenen durchspielt. Die Basis legen dabei dokumentarische Statements professionell mit dem Extraterrestrischen befasster internationaler Kapazitäten aus Forschung, Militär und Verwaltung: Mitarbeiter verschiedener UNO-Abteilungen und des SETI-Projekts, der NASA und diverser Militärs, aber auch eine texanische Sozialpsychologin und ein Spezialanwalt für Raum- und Metarecht. Und da nach dem Willkommensgruß erst mal die Neugier kommt, werden auch die Außerirdischen selbst zu Beginn des Films mit einem in die Kamera gesprochenen philosophischen Grundfragenkatalog (Was willst du hier? Weißt du, was Gut und Böse ist? Was macht dich glücklich?) ganz direkt adressiert.

Antworten gibt es naturgemäß nicht. Doch bei den Aussagen der Erdenmenschen zum möglichen Prozedere eines Erstkontakts wird schnell deutlich, dass es außer dem Formulieren beruhigender Kommuniqués für die Öffentlichkeit eigentlich kein Konzept gibt. Außer dem militärischen vermutlich, das mit Bildern österreichischer Truppenmanöver in Szene gesetzt wird.

Parallel wird der Einstieg in ein gelandetes Raumschiff nachinszeniert, wobei sich das geheimnisvolle Dunkel im Innern allerdings schnell in altehrwürdige Innenräume von Bibliotheken und Museumssälen auflöst. Und auch begrifflich geht die Reise erwartungsgemäß vom Alien zum Allermenschlichsten, das sich im Fremden konfrontiert und spiegelt. Dabei thematisiert der aus westlicher Wir-Perspektive erzählte Film auch die Ursprünge europäischer Fremdenängste aus der eigenen gewaltsamen kolonialen Vergangenheit – gefolgt von der (wohl utopischen) Fantasie, dass uns eine höher entwickelte Zivilisation aus dem All eines kooperativen Besseren belehren könne.

Assoziationen zu den aktuellen Flüchtlingsbewegungen liegen auf der Hand, vertragen sich aber nicht gut mit den Spekulationen über Formen eines Nicht-DNA-gespeisten Lebens. Und auch die zeitweilige direkte Ansprache des Publikums als Alien-Zuschauer ist ein eher verwirrender als erhellender Kunstgriff. Überhaupt werden gedankliche Eigenbewegungen durch die Montage eines dräuenden Musikteppichs mit ausufernden Zeitlupenfahrten durch Bürohausgänge, Wiener Altstadtstraßen und Militärsettings eher verhindert als gefördert. Und die so geschaffene Unheimlichkeitsmetaphorik ist eigentlich genau das, was man bei diesem Thema nicht braucht.

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