Kritik zu Vergiss mein nicht!

© Constantin Film

2004
Original-Titel: 
Eternal Sunshine of the Spotless Mind
Filmstart in Deutschland: 
20.05.2004
L: 
108 Min
FSK: 
12

Eine phantastische Liebesgeschichte von Michel Gondry

Bewertung: 5
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Manchmal freut man sich einfach, einen Film zu sehen, der halbwegs intelligent, phantasievoll, menschenfreundlich und handwerklich akzeptabel ist. »Eternal Sunshine of the Spotless Mind« von Michel Gondry ist so einer. Eine Fantasy-Love-Story nach dem »Was wäre wenn?«-Prinzip, in der Jim Carrey und Kate Winslet bemerkenswert diszipliniert normale Menschen in einer nicht ganz so normalen Situation spielen. Und auch Gondry, der besonders in seinen Video-Clips für Beck und die White Stripes ein Gespür für die vertrackte Mischung von Naivität und sophistication gezeigt hat, hält sich zurück, als hätte über seiner zweiten Zusammenarbeit mit dem Drehbuchautor Charlie Kaufman (»Being John Malkovich«) ein mahnender Gedanke von François Truffaut gestanden: Die filmischen Mittel stehen im Dienst der Personen. Und der Regisseur soll nicht zeigen wollen, wie toll er das Kino beherrscht. So sieht man einem Film zu, der vor kaum etwas Angst hat (auch vor dem Kitsch nicht), außer davor, zu kühn, zu virtuos, zu postmodern zu sein.

Der Teil vor den Credits erzählt den Beginn einer heiter-melancholischen Liebesgeschichte um zwei Menschen, denen im Leben wohl bislang nicht allzu viel leicht gefallen ist. Joel hat sich gerade von seiner Freundin Naomi getrennt, und Clementine entkommt dem Alltagsfrust mit Schnaps und Haarfärbemittel. Joel ist heute statt zur Arbeit an den kalten Strand gefahren. Sand ist auch eine überschätzte Sache, so in diese Richtung gehen seine Gedanken, als ihm eine Frau begegnet, die genauso einsam und ratlos scheint wie er. Dann macht Joel ziemlich alles falsch, was man falsch machen kann, wenn man gerade jemanden kennen gelernt hat. Aber es hilft nichts. Der Liebe kann man nicht einmal durch Ungeschicklichkeit entgehen.

Bald jedoch nimmt die Sache eine ganz andere Wendung. Clementine scheint Joel ganz einfach nicht mehr zu kennen und hat einen neuen Lover. Freunde bringen Joel auf die mysteriöse Firma des Dr. Mierzwiak, der ein Verfahren entwickelt hat, unliebsame Erinnerungen im Kopf seiner Patienten zu eliminieren. Es wird klar, dass Clementine ihn aus ihren Gedanken hat löschen lassen. Und nun will sich auch Joel Barish Clementine Kruczynski aus dem Sinn streichen lassen. Dazu muss er sich all die Dinge ansehen, die ihn an seine Geliebte erinnern, und der Computer verfolgt die Gehirnbahnen, um die Erinnerungsknoten zu zerstören. Während Joel im Tiefschlaf seine Liebesgeschichte rückwärts noch einmal erlebt, von der Trostlosigkeit der Streitereien in den letzten Tagen bis zum Glück der ersten Stunden, verschwinden die Details der gemeinsamen Geschichte. Zwar geht einiges schief, aber Joel und die Clementine in seinem Kopf versuchen, sich der »Säuberung« zu entziehen. Doch das Programm wird schließlich durchgezogen: Joel hat Clementine vergessen. Am nächsten Morgen fährt er statt zur Arbeit an den kalten Strand. Und da ist eine Frau, die genauso ratlos scheint wie er selbst.

Aber so vorbestimmt ist dann doch nichts im Reich der Liebe. Dass es der Film am Ende nicht bei der Schleifen-Pointe bewenden lässt, sondern sein Paar noch durch die Prüfung einer wahren Ernüchterung schickt, zeigt vielleicht am deutlichsten, dass ihm nicht die Fantasy-Konstruktion, die ungefähr fünfte große Variante der Kopf- und Identitätsspiele von Drehbuchautor Charlie Kaufman, das Wichtigste ist. Er interessiert sich auch für die Menschen, mehr für die Fehler als für das System. Und für ein Problem: Ist die Liebe Schicksal oder ist sie das Ergebnis von Gefühlsarbeit? Die Antwort: Was weiß man schon! Es ist eine ziemlich komplizierte Mischung, und ohne eigenes Zutun geht es nicht. Und ganz einfach wiederholen tut sich auch nichts, im Kino, im Kopf und im Leben

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