Kritik zu Um jeden Preis

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Seit seinem Festivalfilmerfolg "Man Push Cart" gilt der amerikanische Regisseur Ramin Bahrani als große Hoffnung des Independentkinos. Mit Dennis Quaid und Zac Efron inszeniert er erstmals mit veritablen Stars

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Henry Whipple (Dennis Quaid) ist der geborene Verkäufer, mit einem breiten Lächeln geht er auf seine Kunden zu – vielleicht ein wenig zu forciert, so dass man dahinter auch die Angst spüren könnte, das selbst gesetzte Ziel nicht zu erreichen. Was durchaus stimmt, denn dem Topverkäufer von Saatgut der Firma Liberty Seeds in sieben Bezirken (wie er jederzeit verkündet) setzt gerade ein Konkurrent mächtig zu.
 
Gleich in der ersten Filmszene versucht Whipple deshalb, ein Begräbnis zu nutzen, um mit den Angehörigen des Verstorbenen ins Geschäft zu kommen. Das macht diese Figur dem Zuschauer von Anfang an wenig sympathisch, auch wenn man ein wenig Bewunderung für ihre Chuzpe empfinden mag.
 
Dennis Quaid verkörpert diesen Henry Whipple – durchaus typisch für seine Karriere und sein Rollenprofil – als einen Mann, der sich bei allem Unternehmungsgeist ein Stück seines jungenhaften Charmes erhalten hat. Doch der erweist sich mehr und mehr als Fassade, das Bild der heilen Familie, das er bei den Feiern für seine Kunden vermittelt, ist eine Lüge. Seine Frau Irene betrügt er seit längerem mit einer ehemaligen Cheerleaderin, sein ältester Sohn Grant (Patrick W. Stevens) hat sich dem Zugriff des Vaters durch die Flucht in die Ferne entzogen. Der jüngere, ­Dean (Zac Efron), strebt eine Karriere als Rennfahrer an, nicht die Übernahme des väterlichen Betriebes. Zudem hat Henry jetzt auch noch zwei Männer in Anzügen auf seiner Fährte, die ihm nach einer Anzeige nachzuweisen versuchen, dass er das patentierte Saatgut von Liberty verbotenerweise gereinigt und wiederverwendet hat.
 
Anfang der Achtziger hatte es gleich drei US-Filme gegeben, die vom schweren Los der Farmer handelten, starbesetzte Studioproduktionen, in denen die Bösen die großen Betriebe waren, die für Profit alles taten. Um jeden Preis, der vierte Film des amerikanischen Independentregisseurs Ramin Bahrani, ist differenzierter, weil er die Probleme in seinem Protagonisten selber verortet und trotz der beiden Stars Quaid und Efron wahrhaftiger wirkt. Um die Landwirtschaft in ihrer hochtechnisierten Gegenwartsform darzustellen, genügt ihm eine einzige Szene, die Whipple auf seinem Traktor zeigt – ein Blick in die Fahrerkabine enthüllt jede Menge Elektronik. Andererseits ist der Film auch eine klassische Tragödie, man könnte sich das Ganze auf der Bühne vorstellen mit den amerikanischen Archetypen, dem Vater, der zu verzweifelten Maßnahmen greift, um in der Krise überleben zu können, und seinem rebellischen Sohn.
 
»Expand or die« ist Whipples Motto; der Film führt diese Maxime bis zur letzten Konsequenz, die schließlich auch Whipples Ehefrau (Kim Dickens) mit in den Strudel der Ereignisse hineinzieht. Die letzte Szene zeigt Henry und Irene zwischen anderen Paaren tanzend, in Zeitlupe, den Originalton hat man durch eine Musik ersetzt, die nicht unbedingt Gutes verheißt – einen Totentanz.

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