Kritik zu Reds – Ein Mann kämpft für Gerechtigkeit

Trailer englisch © Paramount

Lange hat es gedauert, bis das drei Stunden lange Epos über den linken amerikanischen Journalisten John Reed nun endlich auf DVD erschienen ist

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Sicher lässt sich dieser Film von und mit Warren Beatty, der sich mit der amerikanischen Linken zwischen 1915 und 1920 befasst, nicht so leicht einordnen, aber er geriet zu Unrecht in Vergessenheit - und wirkt nach dem Fall der Mauer fast idealistisch.

Reds war eine Herzensangelegenheit von Warren Beatty, dem es gelang, die Konflikte der historisch immer uneinigen radikalen Linken im amerikanischen Kontext darzustellen. Fast die gesamte erste Hälfte des Films spielt unter amerikanischen Sozialisten der ersten Stunde, von einer aufrechten amerikanischen Feministin bis hin zu Intellektuellen, Journalisten oder dem Schriftsteller Eugene O'Neill. Die zentrale Liebesgeschichte zwischen der von Diane Keaton verkörperten Louise Bryant und John Reed ist mehr als nur das emotionale Zentrum des Films - sie thematisiert freie Liebe und die Unvereinbarkeit von persönlichem Glück mit einer radikalen Ideologie.

Besonders spannend inszeniert Warren Beatty die Szenen in Russland, als John Reed zwischen die ideologischen Fronten gerät, sich einerseits seinen unbestechlichen Blick auf die politischen Zusammenhänge bewahrt: Lenin als humorlos und uncharismatisch bezeichnet, andererseits aber auch den roten Terror verteidigt.

Auch 25 Jahre nach seinem Kinostart kann Reds, der als moderner Klassiker leider unterschätzt wird, inhaltlich wie formal überzeugen. Immer wieder treten im Film echte Zeitzeugen auf, die mit ihren Erinnerungen und Anekdoten Reds bereichern und "entsentimentalisieren".

Reds ist aber nicht nur großes Schauspielkino, sondern ein Epos, das den Vergleich mit sentimentaleren Werken wie beispielsweise Doktor Schiwago nicht scheuen muss. Die Schauwerte des Films sind beträchtlich, die Kameraarbeit von Vittorio Storaro ist herausragend. Völlig zu Recht erhielt der Italiener dafür einen Oscar, ausgzeichnet wurden auch Beatty als bester Regisseur und Maureen Stapleton als beste Nebendarstellerin.

Besonders gelungen ist die thematisch gegliederte Dokumentation zum Film. Erstmals ließ sich Warren Beatty zu einem Interview zu Reds überreden, erzählt er von seinen ausführlichen Recherchen und der Hoffnung, vielleicht sogar in der damaligen UdSSR zu drehen. Erstaunlich bleibt, dass ein so profitorientiertes Studio wie Paramount die 35-Millionen-Dollar-Produktion finanzierte - über einen aufrechten Revoluzzer, der das Kapital zeit seines Lebens angriff. Und in welchem Hollywood-Film kann man schon die "Internationale" als dramatischen Höhepunkt auf Russisch hören?

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