Kritik zu Ooops! Die Arche ist weg...

© Senator

Wer es wohl alles nicht auf die Arche geschafft hat? Toby Genkel und Sean  McCormack erzählen in ihrem Animationsfilm die biblische Geschichte aus einer neuen Sicht, aber mit bekannten Coming-of-Age-Elementen

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Die biblische Geschichte der Arche einmal anders, aus dem Blickwinkel der Tiere erzählt: Zwei bunte Nestrier, die in der Wüste leben, Papa Dave und Sohn Finny, können sich zwar kaum vorstellen, dass hier bald eine riesige Flutwelle alles unter Wasser setzt, aber sie machen sich trotzdem auf den Weg zum kollektiven Einchecken auf Noahs Riesenschiff. Was sie dann erwartet, versetzt sie allerdings in Panik – sie dürfen nämlich nicht mitfahren, da sie nicht auf der Liste stehen. Wieso, stellt sich erst später heraus. Unter Vortäuschung falscher Tatsachen gelingt es ihnen zwar, sich an Löwe, Nashorn und Flamingo, der strengen Arche-Crew, vorbei zu schmuggeln, aber Finny und Leah bleiben schließlich doch an Land. Beide Tierkinder versuchen nun verzweifelt zurück aufs Schiff zu gelangen, während deren Eltern die Arche zum Umlenken zu bewegen suchen. Ein rasantes Rennen gegen die Zeit beginnt; die Wassermassen steigen stetig und bald bleibt nur noch ein kleiner Berggipfel, der den Jungtieren Zuflucht gewähren könnte. 

Während Finny und Leah frei erfundene Tiere sind, reisen auf der Arche bekannte Spezies mit, die in ihren Charaktereigenschaften herrlich konterkariert werden. Der Löwe – Herrscher über die Tierwelt und hier nun Kapitän des Rettungsschiffs – ist aufs feinste geschminkt und trägt im Schlaf Lockenwickler, die Schimpansen geben sehr affig und gestelzt die Hotelpagen der Arche, während aus dem ein oder anderen Fleischfressermaul schon mal ein Tier heraus gerettet werden muss. Neben all der hinreißenden und spannenden Story ist Ooops auch ein Film über die Suche nach dem eigenen Ich, dem Behaupten von Stärken und Akzeptieren von Schwächen, mithin eine typische Coming-of-Age Geschichte. Finny ist meist zum Knuddeln aufgelegt und kann prima Nester bauen, währende Leah gelernt hat, keine Freunde zu benötigen und sich einbildet, am besten allein zu Recht zu kommen. Beide ergänzen sich perfekt in ihren Überlebensstrategien und erkennen allmählich, dass sie miteinander besser der Gefahr trotzen können als jeweils allein. Als sie dann noch zwei weitere zurückgelassene Tiere einsammeln, wird Leahs Geduld allerdings auf eine harte Probe gestellt, denn Mobesy mit seinem Parasiten auf dem Rücken kann sich nur im Schneckentempo vorwärtsbewegen. Auch hier gilt: Als Team gewinnen wir, als Einzelner sind wir verloren. Diese Botschaft ist in Zeiten dramatisch zunehmender Migrationsprobleme wichtiger denn je und der Film lässt sich tatsächlich so lesen, auch wenn das Beschreiben aktueller Weltkonflikte nicht die ursprüngliche Intention der Geschichte war. Wieso dürfen einige ins Boot und andere müssen um ihr Überleben bangen? Wer bestimmt die Regeln? Toby Genkel und seinem Co-Regisseur Sean McCormack ist ein fantastischer Animationsfilm gelungen, den man zwar in 3D schauen kann, der aber ohne genauso gut funktioniert.

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