Kritik zu Mondo Lux – Die Bilderwelten des Werner Schroeter

© Filmgalerie 451

2011
Original-Titel: 
Mondo Lux – Die Bilderwelten des Werner Schroeter
Filmstart in Deutschland: 
07.04.2011
L: 
97 Min
FSK: 
12

Elfi Mikesch, die bei mehreren Filmen von Werner Schroeter die Kamera geführt hat, gewährt Einblicke in das vielfältige Kino- und Bühnenschaffen der letzten vier Lebensjahre des 2010 verstorbenen Regisseurs

Bewertung: 4
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Die züngelnden Flammen, zwischen denen sich Isabelle Hupperts Malina bewegt, als hätte das Feuer in ihr sie für das Feuer um sie herum blind gemacht; Ingrid Caven, die näher und näher an die so unberührbare Candy Darling heranrückt, als wollte sie die lebende Statue umarmen oder erwürgen; all die blutigen roten Rosen in »Der Rosenkönig«; und natürlich die unzähligen Sterbe- und Todesszenen aus »Eika Katappa«. . . Diese Aufzählung ließe sich noch lange fortsetzen und um weitere unvergessliche Momente, Augenblicke reinen Kinoglücks, ergänzen. Schließlich zeugt jeder der meist kurzen, aber immer mit einer ungeheuer wilden Intensität aufflammenden Ausschnitte aus Werner Schroeters Kino-Opus, die Elfi Mikesch in ihren Abschieds- und Erinnerungsfilm eingewoben hat, von der einzigartigen Größe seines Schaffens.

2006 hat der Filmemacher und Fotograf, der Theater- und Opernregisseur Werner Schroeter, der exzentrischste unter all den Exzentrikern des Neuen Deutschen Films, von seiner Krebserkrankung erfahren. Damals steckte er mitten drin in der Arbeit an »Schönheit der Schatten«, einer musikalischen Inszenierung zu Heinrich Heine und Robert Schumann in der Düsseldorfer Kunsthalle. Etwa vier Jahre später, am 12. April 2010, ist er an den Folgen des Krebses gestorben, nachdem es eine Zeit lang sogar so ausgesehen hatte, als könnte er ihn besiegen.

Es war eine Phase einer fast schon manischen Produktivität. Werner Schroeter hat in diesen Jahren seinen Beitrag zum Heine-Jahr vollendet, mit dem opernhaften Endzeitszenario »Diese Nacht« das Kino noch einmal in eine Bühne übermächtiger Leidenschaft und überirdischer Schönheit verwandelt, eine Ausstellung mit seinen Fotoarbeiten realisiert und an Frank Castorfs Volksbühne Berlin Hölderlins »Antigone« und Hofmannsthals »Elektra« in einem umstrittenen Antikenabend zusammengeführt. Währenddessen hat ihn Elfi Mikesch, Kamerafrau bei vier seiner Filme, immer wieder begleitet und beobachtet.

Für Werner Schroeter stand die Farbe Rot, die er liebte, immer für Blut und Tod, erzählt einmal Alberte Barsacq, die Bühnen- und Kostümbildnerin, mit der er gut drei Jahrzehnte zusammengearbeitet hat. Für sie selbst war Rot dagegen immer die Farbe des Lebens. Aber gerade das, diese gegensätzliche Sicht der Dinge, hat ihre gemeinsame Arbeit befruchtet. Zusammen waren sie, wie Alberte Barsacq voller Bewunderung und Erstaunen sagt, ein Kreis, der sich schließt.

Die Krankheit und der Tod Werner Schroeters sind immer präsent, in seinem zuletzt ausgemergelten Gesicht und in seinen eigenen Worten, die Ausdruck der Würde sind, mit der er dem Krebs entgegengetreten ist. Das Wissen um den Tod als unumgängliches Faktum des Lebens ist von Anfang an der Motor von Werner Schroeters Schaffen gewesen. Angesichts dieses Wissens bleibt einem Künstler nur das Ringen um die Wahrhaftigkeit des Ausdrucks. Der Weg zu und die Suche nach dieser Wahrhaftigkeit war Werner Schroeters Leben. Um sie kreisten seine Beziehungen zu all seinen Mitstreitern und Weggefährten, die er immer auch liebte. Seine Arbeiten waren, um es mit dem Titel eines seiner schönsten Filme zu sagen, Abfallprodukte der Liebe, genauso wie nun auch Elfi Mikeschs Annäherung an ihn.

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