Kritik zu Meier Müller Schmidt

© Barnsteiner Film

Regisseur Sebastian Peterson (»Helden wie wir«) meldet sich nach 15 Jahren Trickfilmarbeit mit einem trendigen Berlin-Film zurück, der zwar kein Klischee scheut, aber auch keine Angst vor heiklen Themen hat

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Drei Jungs – die titelgebenden Julian Meier, Kasimir Müller und Max Schmidt – in einer hippen Kreuzberger Altbau-WG, dazu pulsierende Musik von den Beatsteaks, rasende Bilder in Farbe und Schwarz-Weiß, trendig gefilmt von einer ständig schräggehaltenen Kamera, die dafür sorgen soll, dass ja nichts mehr normal aussieht und drei Geschichten vom Erwachsenwerden – das ist der neue Film von »Helden wie wir«-Regisseur Sebastian Peterson. Nach über 15 Jahren im Trickfilmbereich meldet er sich mit dem Spielfilm »Meier Müller Schmidt« im Kino zurück. Und obwohl es vor Klischees (drei Jungs, die Bier trinken und Carrera-Bahn spielen) nur so rappelt, so ist der Film als Ganzes doch nicht so schlecht. Aber der Reihe nach.

Julian Meier will Drehbuchautor werden. Er hat bereits einen Kurzfilm realisiert und hofft auf den großen Durchbruch, als ein hyperventilierender Regisseur sich mit ihm treffen will. Doch dieser versetzt ihn immer wieder, stattdessen trifft er auf seine große Liebe. Kasimir Müller studiert Geschichte, schreibt erfolglos seine Masterarbeit und kämpft gegen Depressionen. Auch er verliebt sich, allerdings zum ersten Mal in einen Mann. Max Schmidt hingegen steht, fast nervend gut gelaunt, über den erbärmlichen Gefühlen, bringt immer wieder andere Mädchen mit nach Hause, filmt sich bei ebenso ständig wechselnden Demos und ist fasziniert von der neuen Modedroge Fog, die für Soldaten entwickelt wurde und  jegliche traumatische Erinnerungen auslöschen soll. Er ist Trendscout für große Firmen, selbst aber hat er die Droge noch nie genommen.

Diese drei Geschichten bindet Peterson gekonnt zusammen, wobei in seinem poppigen Film wirklich ernste Themen lauern. So entpuppt sich Julians neue Liebe als seine Halbschwester, doch das gesellschaftliche Tabu wird hier fast völlig ignoriert. Kasimirs erste homosexuelle Erfahrung endet direkt in einer sehnsuchtsvollen Enttäuschung und der Angst vor Aids. Und Max muss irgendwann erklären, dass er die geheimnisvolle Droge, die alle anderen so gern genommen hätten, einfach nur erfunden hat, um einen heruntergekommenen Club aufzumöbeln. Seine Zukunft ist so erfolgreich wie langweilig, während der Film offenlässt, wo genau sich die anderen beiden wiedertreffen.

Selbst wenn »Meier Müller Schmidt« ein wenig abgedroschen wirkt, seine Hauptfiguren schon mit ihren Namen zu deutlich für Typen stehen, die es an jeder Ecke zu geben scheint, und dabei betont auf jugendlich macht, sind seine Themen überzeugend. Es ist schon einer dieser Berlin-Filme, die quer durch die Stadt rasen, um bloß nie anhalten zu müssen, wo es konkret werden könnte, und doch ist die treibende Kraft, die nicht zuletzt der Musik zuzuschreiben ist, äußerst angenehm. Der Film pulsiert, die Dialoge stimmen und seine drei jungen Hauptdarsteller lassen Sebastian Peterson nicht im Stich. Man amüsiert sich nicht unter Preis. Aber man amüsiert sich.

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