Kritik zu Man of Steel

© Warner Bros.

Superman Begins: Das neuerliche Reboot verordnet dem fliegenden Blaumann ein wenig mehr Tiefe und Düsternis – und lässt es mächtig krachen

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Jetzt hat es also auch Superman erwischt. Tiefe Sorgenfalten scheinen direkt aus seinen Brauen zu wachsen; voll wissender Traurigkeit schauen die blauen Augen. Wenn er sich gegen das Gestänge einer einstürzenden Bohrinsel stemmt, ist es, als lasteten nicht bloß ein paar Tonnen Stahl auf seinen Schultern, sondern das Gewicht der ganzen Welt.

Lange hat der Kryptonier sich gegen Hollywoods aktuellen Superhelden-Hype gewehrt. Die »Superman«-Filme der letzten dreißig Jahre lassen sich an einer Hand abzählen, weil Clark Kents Gutmensch-Image verglichen mit dem seiner Comic-Kollegen arg eindimensional und angestaubt wirkte. Superman war irgendwie uncool, ein Retro-Langweiler ohne Ecken und Kanten. Nun aber ist er angekommen in der Liga der grüblerischen Gentlemen, beim zerrissenen Hulk, beim schüchternen Spider-Man und, vor allem, beim finsteren Batman.

Nach diversen gescheiterten Versuchen hat Warner Bros. einen überraschend simplen Zug gemacht und Christopher Nolan als Produzenten und David S. Goyer als Autor verpflichtet, darauf hoffend, dass es dem Erfolgsduo schon gelingen würde, das Franchise neu zu erfinden. Und tatsächlich weist »Man of Steel« diverse Parallelen zum Auftakt der Batman-Trilogie auf. Zwar behält der Film die Eckpunkte der Biografie seines Protagonisten bei, er verortet die Story aber in einer realistischeren Welt und erzählt vor allem vom Werden der Legende, vom zuweilen holprigen und selbstquälerischen Kampf gegen äußere und innere Widerstände, der dem Heldenstatus vorangeht. Dazu reiht der Film zunächst in loser, nicht-chronologischer Folge Szenen aus Clark Kents Jugend aneinander, in denen es vor allem darum geht, wie er mit seiner »Freakigkeit« hadert. »Man of Steel« deshalb als Nolan-Film zu betrachten, wäre übertrieben. Die Abgründe der »Dark Knight«-Saga injizieren Nolan und Goyer allenfalls in homöopathischen Dosen und schaffen für Regisseur Zack Snyder (»300«, »Watchmen«) ansonsten jede Menge Gelegenheiten, es richtig krachen zu lassen.

Schon das erstaunlich elaborierte Vorspiel auf Krypton kombiniert futuristisches Spektakel mit martialischem Schlachtgetümmel, und wenn die Geschichte dann auf der Erde ankommt, folgen Katastrophen, Stunts und intergalaktisches Geballer in erstaunlicher Schlagzahl aufeinander. Wenn Superman (ideal: Henry Cavill) im letzten Drittel die Menschheit vor den kryptonischen Bösewichtern rettet, wirken die Blockbuster von Michael Bay, Roland Emmerich und Tony Scott plötzlich bedächtig, so bombastisch sind hier die Effekte, so gigantisch ihre Dimensionen. Das beachtliche Ensemble – neben der energiegeladenen Amy Adams als Lois Lane sind unter anderen Kevin Costner, Diane Lane, Russell Crowe, Michael Shannon und Laurence Fishburne mit von der Partie – hat es dagegen naturgemäß schwer. Wie in den »Dark Knight«-Filmen aber verleiht es durch seine schiere Präsenz dem Comicbook-Plot einen seriösen Anstrich.

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