Kritik zu Mängelexemplar

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Strudel der Gefühle, Gewitter wechselhafter Launen: Regisseurin Laura Lackmann nimmt sich der Verfilmung von Sarah Kuttners gleichnamigem Romandebüt an, mit einer hinreißenden Claudia Eisinger in der Hauptrolle

Bewertung: 4
Leserbewertung
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3 (Stimmen: 1)

Meine Güte, können Kinder manchmal lästig sein! Klammern sich schwer und klebrig an einem fest, zetern und zerren, albern und nörgeln. Also, zack! Rüber über die Brücke und in den Fluss damit... Die junge Mutter ist sichtlich überfordert, reißt sich das Kind vom Leib und schubst es übers Geländer: Ein Schock! Was für eine Rabenmutter! Aber nein, Karo (Claudia Eisinger) ist auf der Suche nach der richtigen Balance zwischen dem inneren Kind, das sie gerade noch war, und dem neuen erwachsenen Ich, das sie auch mit angehend dreißig noch nicht ist.

Impulsiv und direkt geht Laura Lackmann in ihrem Regiedebüt mitten hinein in den Strudel der Gefühle, in die Gewitterfront wechselhafter Launen, mit einer Vitalität, die schon die Romanvorlage der Moderatorin Sarah Kuttner auszeichnete. Auch die war bereits eine schwindelerregende Gratwanderung zwischen dem Thema Depression und einem jugendlichen Sturm-und-Drang-Lebensgefühl, mal zu Tode betrübt, mal himmelhochjauchzend vergnügt. In ihrem Umfeld hatte Kuttner eine wachsende Anzahl psychischer Krankheiten wie Depressionen und Angstzustände beobachtet, bei Menschen, die sie gerade noch als ganz normal, lebenslustig und klug wahrgenommen hatte. Darum also Karo, die mitten im Turboleben steht, bis ihr eines Tages der Job in einer Eventagentur gekündigt wird und sich ihr Freund von einem Tag auf den anderen verabschiedet. Puff, alles, was gerade so sicher schien, ist plötzlich weg, da kann man schon mal aus der Bahn geraten.

Karo ist komisch, traurig und romantisch, verwirrt, quirlig und chaotisch und wird hinreißend gespielt von Claudia Eisinger, die zu den vielen aufregenden Absolventen der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch gehört. In Ralf Westhoffs Generationen-WG-Komödie »Wir sind die Neuen« hatte sie noch eine ziemlich undankbare Aufgabe als humorlose Streberin, nachdem sie zuvor in Frieder Wittichs Langzeitstudentenkomödie »13 Semester« als Max Riemelts große Liebe bereits einigen Charme versprüht hatte. Mit ihrer erfrischenden Direktheit haucht sie der Vorlage Leben ein. Zusammen mit ihrer souveränen und experimentierfreudigen Regisseurin macht sie Karos Lebenskrise zur ebenso berührenden wie amüsanten Coming-of-Age-Achterbahnfahrt. Natürlich ist sie eine Zumutung für jeden, der in ihren Egogefühlsstrudel hineingezogen wird, für Erwachsene wie die fürsorgliche Oma (Barbara Schöne), die pragmatische Mutter (Katja Riemann), die routinierte Therapeutin (Maren Kroymann) ebenso wie für Gleichaltrige, etwa die genervte Schwester (Laura Tonke), den überforderten Exfreund Philipp (Christoph Letkowski) und den behutsamen potenziellen neuen Freund Max (Maximilian Meyer-Bretschneider). Aber sie ist auch auf entwaffnende Weise rührend, liebenswert und mitreißend. Statt auf oberflächliche Schauwerte zielt dieser Film mit seinem feinen Kompass für spielerische Nuancen auf die widersprüchlichen Gefühle darunter.

Meinung zum Thema

Kommentare

Vier Sterne? Echt? Ach, ich weiss nicht .... ich glaub' ich lass den Film aus. Ich fand' den Roman schon ausgesprochen nervtötend.

richtig guter Film der aus dem wahren Leben eines jeden Menschen wie im Roman erzählt. Danke Claudia Eisinger (Hauptdarstellerin)

Der Film ist ohne Frage gut gespielt, aber trotzdem geht mir die olle Karo (nicht Claudia Eisiger, die spielt mega) einfach auf den Wecker mit ihrer Ego-Show.

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