Kritik zu Madame Christine und ihre unerwarteten Gäste

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In dieser rasanten französischen Komödie über Zwangseinquartierungen im frostigen Paris wird ein herrschaftliches Wohnhaus zum Mikrokosmos eines zwischen politischen Lagern paralysierten Frankreichs

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Angesichts einer anhaltenden Kälteperiode verfügt die Pariser Regierung per Dekret die Beschlagnahmung von großen Wohnungen: Per Zwangseinweisung sollen minderbemittelte Menschen vor dem Kältetod bewahrt werden. Davon betroffen sind auch die Bewohner eines großbürgerlichen Altbaus mit entsprechend großen Wohnungen. Mit allen Tricks – so werden etwa Großmütter und Haushaltshilfen einquartiert und Beamten bestochen – versuchen sie zunächst, die Zwangseinweisungen zu verhindern. Doch jemand denunziert die Drückeberger, und so wird das Haus immer voller und bunter.

Der erzwungene »Clash« gesellschaftlicher Schichten erscheint als arg plumpe Prämisse. Der erwartbare Verlauf à la »reich/weiß trifft arm/schwarz und wird durch die Begegnung geläutert« wird in dieser ebenso rasanten wie unentschlossenen Komödie aber sowieso nur halbherzig durchgespielt. Die neuen Mitbewohner bleiben weitgehend exotische Staffage. Im Zentrum stehen stattdessen die Altbewohner: Mit nur einem Quäntchen karikaturistischer Übertreibung werden sie als Vertreter der politischen Lager in Frankreich skizziert. So liegt die konservative Familie in der Beletage im Dauerclinch mit den linken »Bobos« eine Etage höher. Unten lebt mit ihren ausgestopften Haustieren die Concierge und FN-Anhängerin. Und dann gibt es noch ein altes jüdisches Paar, das die Turbulenzen mit steigender Beklemmung beobachtet.

Neu ist aber die Stoßrichtung der komödiantischen Attacke, in der nicht nur der Verbalrassist Pierre (Didier Bourdon) eins auf den Deckel bekommt. Zum Handlungsmotor wird Soziologiedozentin Béatrice Bretzel (Valérie Bonneton). Im praktischen Widerspruch zu ihrer theoretischen Solidarität mit den Verdammten dieser Erde will die Salonkommunistin mit illegalen Tricks eine Einquartierung in ihre 200-m²-Wohnung, die sie mit Mann und Kleinkind bewohnt, rückgängig machen. Damit die bauernschlaue Concierge (Karin Viard) ihr bei der Lösung des Problems hilft, leistet Béatrice sogar den geforderten Schwur »Ich habe links gewählt, es tut mir leid!«. So wird in atemberaubend giftigen Dialogen der komödienübliche Spott über reaktionäre Spießbürger durch den Spott über die Doppelmoral eines »juste milieu« ergänzt, das links blinkt und rechts fährt.

Mehr noch als das boshafte Sittenbild einer zwischen »Le Figaro« und »Libération« paralysierten Gesellschaft ist dies ein Film über umtriebige Frauen zwischen Neid und Solidarität – ein Thema, auf das sich Regisseurin Leclère bereits in ihrem Debüt »Zwei ungleiche Schwestern« (2004) verstand. Während die Männer als leicht manipulierbare Romantiker daherkommen, dürfen vier Komödiantinnen dem Affen Zucker geben. Karin Viard als zickige Perlenkettenträgerin Christine, Valérie Bonneton als pampig-verschlagene Béatrice, Josiane Balasko als durchtriebene Gschaftlhuberin und auch Sandra Zidani als fröhlich-anarchistische Pennerin machen so viel Spaß, dass man darüber den Leerlauf dieser Komödie fast vergisst.

Meinung zum Thema

Kommentare

So einen miserablen Film habe ich seit langem nicht mehr gesehen. Was für ein Schwachsinn !!!
Was war das? Ein Werbefilm für den Front Nationale? Bei dieser "Komödie" habe ich nicht ein Mal lachen müssen.

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