Kritik zu Machines

© Pallas Film

2006
Original-Titel: 
Machines
Filmstart in Deutschland: 
09.11.2017
L: 
75 Min
FSK: 
Ohne Angabe

»Made in India«: Rahul Jain zeigt in seinem Dokumentarfilm die Arbeitsbedingungen der indischen Textilproduktion in Gujarat

Bewertung: 3
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Die Näherinnen in Bangladesch sind schon fast ein Synonym für die Ausbeutung in der asiatischen Textilindustrie. Doch auch anderswo auf dem Kontinent wird Kleidung unter menschenunwürdigen Bedingungen hergestellt. An einen solchen Ort der Ausbeutung nimmt uns dieser Film mit, in das westindische Gujarat, wo seit den 1960er Jahren riesige Textilfabriken ihre Besitzer wohlhabend und die Arbeiter schleichend krank machen. Auch wenn die feinen Stoffe in langen Bahnen weich zu Boden fallen: Die Arbeitstage sind lang und die Bedingungen hart, bedruckt werden die Textilien mit Chemikalien aus großen Kanistern, die Arbeiter ungeschützt per Hand zusammengießen.

Regisseur Rahul Jain, selbst Enkel eines Textilfabrikanten, ist in das autonom wirkende Innenleben einer dieser großen Fabriken vorgedrungen, deren Hallen und endlosen Gänge, ratternde Maschinen und qualmende Wannen mit den an ihnen arbeitenden Männern Kameramann Rodrigo Trejo Villanueva in eindrucksvollen Bildern festhält. Dazu gibt es Interviews mit Beteiligten von verschiedenen Seiten: Den oft von weither zugewanderten Arbeitern, die sich aus existenzieller Not für wenig Geld verdingen müssen. Einem Gewerkschafter, der die fehlende Organisierung der Arbeiter beklagt. Und einem Besitzer oder Leiter, der seiner Belegschaft fehlende Arbeitsmoral vorwirft und postuliert, höhere Löhne würden doch nur in Alkohol und Drogen umgesetzt.

Diese erwartbaren Statements vermitteln inhaltlich nicht wirklich Überraschendes, sind aber – und das im guten Sinne – wie das treffende Resumée eines Grundkurses in Marxscher »ursprünglicher Akkumulation«. Die Stärke von Jains musikfreiem Film liegt in der visuellen Kraft, mit der die faktischen Produktionsverhältnisse in Bilder von urtümlicher Wucht und oft traumhafter Dichte umgesetzt sind. Nur manchmal, wenn die Kamera auf Kinder hält, die Müll aus Giftschlamm wühlen, schlägt ihre Kraft dann doch ins Plakative um.

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