Kritik zu Love, Rosie – Für immer vielleicht

© Constantin

»Tausendmal berührt...«: Lily Collins und Sam Claflin spielen in dieser ­Verfilmung eines Romans von Cecelia Ahern ein Freundesduo und verhindertes Liebespaar

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Ist Freundschaft ein Liebestöter? Die filmische Widerlegung dieses Verdachtes ist ein Dauerbrenner. Das Highlight dieses romantischen Subgenres war Harry und Sally. Rob Reiners Komödienklassiker ist seit 1989 unerreicht, bisher hat kein Liebesfilm über verhinderte Paare eine ähnliche Relevanz entwickelt wie jene Szene, in der Sally beim Salatessen die Kunst eines Fake-Orgasmus demonstriert. Auch diese Verfilmung eines Romans von Cecelia Ahern, die wie Rosamunde Pilcher in Deutschland ihre größten Fans hat, hinterlässt keinen bleibenden Eindruck. Doch das schlechte Timing zweier Menschen, die sich lieben, aber wechselseitig ihre Offenbarung zurückhalten, ist von Regisseur Christian Ditter (Wickie auf großer Fahrt) seinerseits gut getimet. Was sich im Roman nur indirekt mittels Briefen und SMS vermittelte, wird zügig und lebhaft in temperamentvolle Dialoge und Anekdoten übersetzt.

Alex und Rosie, zwei Nachbarskinder, sind seit Vorschulzeiten allerbeste Freunde. In der Teenagerzeit riskieren sie schon mal ein paar erotisch gefärbte Blicke, doch jegliche intime Annäherung wird durch ängstlich betonte Kumpelhaftigkeit verhindert. Rosie gibt Alex Ratschläge, wie er bei Mädchen landen kann. Doch während er ihr trotzdem schmachtende Blicke zuwirft, scheint sich Rosie in jugendlicher Kopflosigkeit ihre Zukunft zu vermasseln. Mal stehen sie sich selbst im Weg, mal andere. Jahre später, nach einem Hin und Her mit Schwangerschaft und gescheiterten Beziehungen, hat sich die Dringlichkeit ihrer Paarbildung längst auch des Zuschauers bemächtigt.

Der Film lässt den Aschenbrödelaspekt stärker hervortreten: Rosie, Tochter eines Hoteldieners, ist als alleinerziehende Mutter und Zimmermädchen eine eher proletarische Heldin, während Freund Alex als Arzt mit klischeehaft blond-anspruchsvoller Gemahlin in der gesellschaftlichen Leiter ein paar Stufen höherklettert. Rosies Nemesis, Dauerrivalin Bethany, wird denn auch vom britischen It-Girl Suki Waterhouse gespielt. Der Joker dieser doch arg konservativen Romantikkomödie ist aber Lily Collins. Phil Collins’ Tochter ist mit ihren an Audrey Hepburn erinnernden Rehaugen eine liebreizende Erscheinung. Mit ihr könnte man auch das Telefonbuch verfilmen, und ihre anmutige Tollpatschigkeit lässt die Unzulänglichkeiten des Drehbuchs vergessen. Denn neben dem seelischen Sodbrennen wegen der verpassten großen Liebe versteckt sich in Rosies Geschichte auch eine spezifisch weibliche Wankelmütigkeit zwischen dem Wunsch nach beruflicher Erfüllung und dem Festhalten an der bewährten Underdog-Rolle. Dieser Widerspruch drückt sich auch im Drehbuch aus, in dem Rosies fortpflanzungstechnische Klein-Doofi-Momente samt ihren Entscheidungen etwas hilflos neben der Aufforderung von Rosies Vater stehen, sie solle sich unbedingt ihre Träume erfüllen. Dass der schöne Alex (Sam Claflin, The ­Riot Club) im Grunde so wirkt, als sei er eher dem eigenen Geschlecht zugetan, fällt angesichts von Rosies »Schicksalsschlägen«, die fast als Selbstsabotage erscheinen, nicht groß ins Gewicht.

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