Kritik zu Love & Engineering

© Barnsteiner

Dokumentarfilm über vier junge Männer Anfang dreißig, die als Computerexperten erfolgreich sind, aber Schwierigkeiten haben, eine Freundin zu finden. Nun werden sie im »Frauen-Hacken« unterrichtet

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Logik und Liebe, wie gehen sie zusammen? Oder: Kann man Gefühlen mit mathematischen Formeln beikommen? Ein Thema, das immer wieder Stoff für Fiktionen abgegeben hat, von Max Frischs Roman »Homo Faber« (dessen Protagonist, der Ingenieur Walter Faber, nicht an den Zufall glaubt, bis er eine bestürzende Entdeckung machen muss) bis hin zur aktuellen US-Fernsehserie The Big Bang Theory (in deren Mittelpunkt vier nerdige Naturwissenschaftler stehen, die sich schwertun mit dem anderen Geschlecht). In Love & Engineering folgt der Dokumentarfilmer Tonislav Hristov in Helsinki vier jungen Männern zwischen 26 und 31. Sie sind allesamt besser im Umgang mit ihren Computern als mit weiblichen Wesen. Nun versuchen sie mit Hilfe ihres Coaches Atanas Boev, diesem Zustand ein Ende zu bereiten. Atanas kennt ihre Sorgen bestens, denn er ist selbst ein Computerfreak, allerdings seit zwei Jahren glücklich verheiratet und Vater eines Sohnes. Entsprechend selbstbewusst tritt er gegenüber seinen »Schülern« auf.

Es geht also darum, eine Frau zu »hacken«, um in der Sprache zu reden, die den Jungs vertraut ist – wobei Atanas kämpferisch konstatiert, dass der Mann dabei der Unterlegene sei, schließlich würden die Frauen fortwährend die Hirne der Männer hacken, »mit Push-up-BHs, Eyeliner und kurzen Röcken« – eine Multimillionen-Dollar-Industrie lebe davon.

Also heißt es, selbstbewusst ins Feld zu ziehen: mittels Blind Dates und Speeddating oder am Ende auch bei einer Party an Bord eines Kreuzschiffes, wo dann – unter Alkoholeinfluss – tatsächlich etwas passiert, was allerdings am nächsten Morgen für heftigen Streit sorgt.

Bei den ersten Blind Dates sind die Jungs noch mittels eines Knopfes im Ohr mit Atanas verbunden und können sich seiner Ratschläge gewiss sein. Dazwischen sitzen sie, meist mit weiblichen Versuchspersonen, im Labor, werden an Kabel angeschlossen, um körperliche Veränderungen zu erforschen, kommen der Bedeutung des Körpergeruchs auf die Spur oder hören Experten aus verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen zu. Und schließlich debattieren sie immer wieder über die gemachten Erfahrungen und wie man sich gegenüber Frauen beim ersten Zusammentreffen verhalten soll. Soll man etwas von sich preisgeben? Tuomas probiert es und verrät, dass er zwölf Jahre lang Drummer in einer Heavy-Metal-Band war, obwohl sein Gegenüber gerade geäußert hatte, diese Musikrichtung sei nicht so ihr Ding. Marcus macht es genau andersherum: Er tritt in Kapitänsuniform auf.

Am Ende steht die Erkenntnis: »Körper und Geist, die sich über tausend Jahre entwickelt haben, funktionieren besser als ein Online-Dating-Algorithmus. Die Liebe ist der Algorithmus.« Das klingt ein wenig banal, und da man die vier Jungs in dem zugegebenermaßen kurzweiligen Film nicht wirklich kennenlernt, ist eine Folge der Big Bang Theory vielleicht wirklich die bessere Alternative.

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