Kritik zu Letztendlich sind wir dem Universum egal

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In der Verfilmung des gleichnamigen Teenager-Bestsellers von David Levithan verliebt sich ein junges Mädchen in eine von Person zu Person wandernde Seele

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Kann man jemanden lieben, der jeden Tag wie ein völlig anderer Mensch aussieht? Man kann – und das in einem Film, der kein bisschen experimentell ist. Doch der Reihe nach: Teenager Rhiannon ist mit Justin liiert. Sie hat permanent Herzklopfen, doch für den selbst­verliebten Sportcrack der Highschool ist die Freundin nur dekorative Begleitung. Wenn sie Glück hat, antwortet er auf eine jener zahlreichen WhatsApp-Nachrichten, mit denen sie ­ihren Schwarm zutextet. An diesem Tag ist Justin allerdings wie ausgewechselt. Spontan schwänzen beide die Schule, aus dem Autoradio ertönt »This Is the Day« von der 1984 angesagten Band mit dem schwer aussprechbaren Namen »The The«. Zum ersten Mal interessiert Justin sich wirklich für seine Freundin, hört ihr aufmerksam zu und stellt sensible Nachfragen. Eine nie gekannte Nähe entsteht.

Am nächsten Tag ist alles leider wieder beim Alten. Justin benimmt sich so tumb wie immer. Wie sich bald herausstellt, war er tatsächlich ausgewechselt – besessen von einer Seele namens »A«. Originell ist dieses Motiv nicht. Man kennt es aus Komödien und Melodramen. In dieser Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers von David Levithan variiert Michael Sucsy das Sujet jedoch auf eine verblüffende Weise. So erfährt Rhiannon im Zuge einer Reihe seltsamer Begegnungen, dass »A« eine wandernde Seele ist, die Tag für Tag einen neuen Menschen bewohnt. Trotz anfänglicher Irritationen versteht sie sich irgendwie ziemlich gut mit »A«. Sie muss sich nur daran gewöhnen, dass ihr »Freund« jeden Tag anders aussieht.

Für Rhiannon ist dies ebenso eine Herausforderung wie für den Film, basiert doch ein Grundmechanismus des Kinos auf der Identifizierung mit dem Star und dessen Physiognomie. Als Luis Buñuel einmal eine Frauenrolle mit zwei Darstellerinnen besetzte, wollte er mit diesem Effekt die ­Irritation über »Dieses obskure Objekt der Begierde« zum Ausdruck bringen. In Todd Solondz' »Palindrome« wird eine Rolle mit acht Darstellerinnen besetzt, ein ermüdendes Experiment. Anders ist das in diesem Teenager-Melodram, in dem die Irritation zum Thema gemacht wird. Rhiannons körperloser Freund – von dem nicht ganz klar wird, ob er nun ein »Er« oder eine »Sie« ist – wird von fünfzehn verschiedenen Akteuren gespielt, darunter ­einem Afroamerikaner, einem korpulenten Asiaten und einem Mädchen (wobei das Queer-Thema nur angedeutet wird). Jedem dieser täglich neu erlebten Anfänge wohnt tatsächlich ein Zauber inne. Rhiannon, überzeugend gespielt von der jungen Australierin Angourie Rice, lernt über Äußerlichkeiten hinwegzusehen und auf »innere Werte« zu achten – in diesem Film ist das keine Floskel. Michael Sucsy (»Für immer Liebe«), bislang nicht gerade als filmischer Überflieger bekannt, gelingt ein etwas anderes Teenager-Melo mit leisen Zwischentönen und ohne großes Drama. Man ist berührt und verblüfft, ohne genau zu verstehen, warum.

Meinung zum Thema

Kommentare

Ich wollt nur sagen das Mädchen hatte so viel Glück im Vergleich zu mir: ihr würde erklärt womit Sie zu tun hat..
Bei mir war das so verwirrt ich hatte keine Ahnung mit wem ich zu tun hatte und bis jetzt weiß ich immer nicht wer genau war diese Sehele....

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