Kritik zu Last Night

Trailer englisch © eOne Films

2010
Original-Titel: 
Last Night
Filmstart in Deutschland: 
30.12.2010
L: 
90 Min
FSK: 
keine Beschränkung

Wenn eine erfolgreiche Drehbuchautorin ihren ersten Film dreht, steckt viel Ehrgeiz dahinter. Aber vielleicht hat Massy Tadjedin, iranisch-amerikanischer Herkunft, einfach das falsche Drehbuch erwischt

Bewertung: 1
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In »Eyes Wide Shut« hat Stanley Kubrick die Einbildungskraft seines Ehepaars auf die Spitze getrieben und so getan, als sei die Welt nach der sexuellen Revolution noch in der guten alten bürgerlichen Ordnung. Wir erinnern uns: Das Ehepaar – Alice und Bill genannt und mit dem Ehepaar Kidman/Cruise besetzt – ist zunächst auf einen Ball geladen, wo es zu erotischen Irritationen kommt, die eine Aussprache nach sich ziehen. Damit ist der Grundstein für die pathologische Eifersucht Bills gelegt, die nur einen erträumten Seitensprung, keine veritable sexuelle Handlung als Ursache hat. Eifersucht und unterdrücktes Begehren sind und bleiben die treibenden Kräfte der Geschichte, die allerdings größere Wellen schlägt als ausgerechnet: »Last Night«.

Auch »Last Night« beginnt mit einer Einladung im gehobenen New Yorker Angestelltenmilieu. Das verheiratete Paar Joanna (Keira Knightley) und Michael (Sam Worthington) bricht zu einer Party mit Michaels Arbeitskollegen aus der Immobilienbranche auf, gestyltes Ambiente mit schönen Menschen über dem Lichtermeer von New York. Drei Jahre sind sie schon verheiratet, glücklich, viel mehr gibt der Film nicht preis, heftet sich stattdessender jungen Frau an die Fersen, die sich nicht nur im Smalltalk übt, sondern sich auch gern Komplimente über ihr erstes, doch wenig erfolgreiches Buch anhört. Vor allem schaut sie fasziniert zum Balkon, wo ihr Mann mit der attraktiven neuen Kollegin – flirtet? Zu sehen ist nur eine wenig aussagekräftige Handbewegung Lauras (Eva Mendes), die für die restliche Filmhandlung verantwortlich sein wird.

Noch im Streit trennen sich die Ehepartner am nächsten Morgen, weil Michael – natürlich mit Laura – zu einer Geschäftsreise aufbricht. Und wie es der Zufall will, trifft Joanna per Zufall einen französischen Exfreund auf der Straße wieder, der sich immer noch Hoffnungen macht. Aber die Eifersucht schwelt weiter, kommt erst unterwegs so richtig bei Michael an, der erst jetzt anfängt, die Reize seiner neuen Kollegin zu entdecken.

Fortan schleppt sich der Film von einer Parallelmontage zur nächsten, lotet das Barometer der Gefühle aus, ohne so recht vom Fleck zu kommen. Knightley schürzt gekonnt die Lippen und wirft sanfte Rehblicke in die Runde, Worthington spielt den coolen Partner und widersteht dem einladend gerafften Rock von Mendes an der Bar so lange, bis sie ihn wieder bis zum Knie glattzieht. Derart spannungsgeladene Interaktionen füllen den Film, der nebenbei noch zwei Frauentypen gegeneinander ausspielt: die anorektisch flachbusige Knightley im mausgrauen Unterhemd und den wohlproportionierten Frauenkörper von Mendes, die im Spitzenunterrock ins Hotelschwimmbad steigt. Zum Mitternachtsschwimmen. So viel matrimoniales Zaudern und pubertäre Keuschheitsrituale ohne psychologischen Tiefgang hat man lange nicht im Kino gesehen. Der Einzige, der Charakter, Format und eine Spur von darstellerischer Kompetenz zeigt, ist Griffin Dunne als alter Freund, der das fadenscheinige Spiel Knightleys durchschaut, den Film mit seinem kurzen Auftritt aber auch nicht retten kann.

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