Kritik zu Hotel Artemis

© Concorde Filmverleih

Ist es noch cool, wenn es so gewollt ist? Der Filmproduzent Drew Pearce strebt nach B-Movie-Lorbeeren und inszeniert in seinem Regiedebüt Jodie Foster als Krankenschwester in einem vom Verbrechen gezeichneten Los Angeles der Zukunft

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Eine Überraschung gibt es: So, wie in Drew Pearces dystopischem Actionfilm hat man Jodie Foster bisher noch nicht auf der Leinwand gesehen. Mit zerfurchtem Gesicht und strohigem Haar tapst sie als vom Leben gezeichnete Krankenschwester Jean Thomas mit kleinen Schritten durch die düsteren Flure des Hotel Artemis. Seit Jahren hat die Schwester die skurrile Herberge nicht verlassen, tagein, tagaus flickt sie gemeinsam mit Assistent Everest (Dave Bautista) verletzte Schwerverbrecher zusammen. Sie hat eigene Gründe, warum sie drinnen bleibt. Bei der Situation in diesem Los Angeles des Jahres 2028 ist man aber sowieso gut beraten, keinen Fuß vor die Türe zu setzen: Kriminelle überall, zudem toben die Massen gegen die Regierung und ihr Sicher­heitsgefolge.

Pearce entwirft in seinem Regiedebüt eine amerikanische Zukunftsvision, die dunkler kaum aussehen könnte. Und natürlich musste sein Film in Los Angeles spielen, denn mit »Hotel Artemis« will er so etwas wie die Antithese zum amerikanischen Traum und zur Traumfabrik Hollywood formulieren. Das nostalgische »Hollywoodland«-Plakat hängt nicht zufällig im Zimmer der Krankenschwester und auch der Soundtrack mit Evergreens wie »California Dreamin'« erzählt von einer besseren Vergangenheit. Ein Sehnen nach den »good old days«?

Das Hotel jedenfalls erinnert an das »Continental« aus »John Wick«. Zutritt haben auch hier nur Clubmitglieder, Waffen sind tabu. Benannt werden die Gäste nach den Namen ihrer Zimmer. Über die Nacht checken dann, wie könnte es anders sein, finstere Gestalten ein, die ganz eigene Interessen verfolgen. Bankräuber Waikiki (Sterling K. Brown) und sein schwerverletzter Bruder sind da noch von der harmlosen Sorte. Ganz anders sieht es da schon bei dem Waffenhändler Acapulco (Charlie Day) und der Killerin Nice (Sofia Boutella) aus. Richtig ungemütlich wird es, als Gangsterboss Niagara (Jeff Goldblum), außerhalb des Hotels als »Wolfking« bekannt, ins Hotel geblutet kommt. 

Aus der nicht uninteressanten Hauptfigur und ihrem Schicksalsort macht Pearce leider einen sehr vorhersehbaren Film. In »Hotel Artemis« tummeln sich klischierte Figuren in einem ziemlich überraschungsarmen Plot herum. Halb so wild, würde der gepflegte ­Actionfan meinen, denn fetzige Schauwerte können schließlich auch bei Laune halten. Mit den seltenen, dabei noch altbackenen und teils unnötig ekligen Krawallszenen, die Pearce einstreut, lässt sich allerdings kaum ein Genre­pokal gewinnen. Nett anzusehen sind hier einzig das kammerspielartige Setting und Foster und Jeff Goldblum, die trotz chronischer Unterforderung für gute Momente sorgen.

»Hotel Artemis« ist ein seltsamer Zwitter, irgendwo im Nirwana zwischen gewollt coolem B-Movie-Trash und dystopischer Amerikakritik. Was man da wieder alles reinlesen kann: ein Inferno mit Bürgerkriegszuständen als Folge der sich weitenden Arm-Reich-Schere; ein Abgesang auf den Protektionismus, denn trotz der brennenden Welt wartet die Hoffnung letztlich doch vor der Tür, und und und. Aber jetzt mal Tacheles: Nicht wirklich, oder?

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