Kritik zu Hasta la vista, sister!

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Zwei Schwestern aus Schottland begeben sich auf den Spuren der Vergangenheit ihrer Eltern nach Kuba und entdecken die Unterschiede zwischen gestern und heute, Theorie und Praxis – und sich und anderen

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Für eineiige Zwillinge wird man diese beiden Schwestern kaum halten. Während sich die taffe Ailie vorwiegend für Partydrogen und Designerklamotten interessiert, versuch die verhuschte Aktivistin Rosa, benannt nach der berühmten Sozialistin, Passanten von der Rettung der Welt durch Konsumverzicht zu überzeugen. Das Gerechtigkeitsgen hat sie von ihrem Revoluzzervater geerbt, der nun das Zeitliche gesegnet hat. Vor seinem Tod entdeckte er aber noch die Annehmlichkeiten des großbürgerlichen Lebens auf dem Golfplatz. Während der Trauerfeier verkündet seine zweite Frau unter Tränen, sie wolle seine sterblichen Überreste zu einem Golfball verarbeiten lassen. Angesichts so viel Dekadenz und Verlogenheit platzt Rosa der Kragen. Kurzerhand klaut sie die Asche ihres Vaters, um sie gemeinsam mit der Schwester und ihrem Genossen Conway nach Kuba zu bringen: Hier haben ihre Eltern sich nämlich kennengelernt und in einer Arbeiterbrigade beim Aufbau des Sozialismus ihre vermeintlich glücklichste Zeit erlebt.

Die Idee ist nicht schlecht: Zwei schottische Schwestern begeben sich auf Spurensuche ihrer linken Eltern und entdecken dabei die Überreste des real existierenden Sozialismus. Dies jedoch aus unterschiedlichen Perspektiven: Während Rosa mit ihren paar Brocken Spanisch die Errungenschaften der Revolution lobt, sucht die vermeintlich oberflächliche Ailie nur eine geeignete Partylocation. Das ist alles nett anzusehen, denn selten wurde die Patina des kubanischen Verfalls so eindringlich ins Bild gerückt wie in diesem Karibikausflug des Briten John Roberts, der durch seine Kinderfilme bekannt wurde.

Obwohl auch musikalische Anklänge an Buena Vista Social Club für gute Laune sorgen, kommt die Komödie nie richtig in Schwung, zu viele Details bleiben unscharf. So ist Hasta la vista, sister! eine stille Hommage an den neben Che Guevara und Fidel Castro wichtigsten Revolutionsführer, Camilo Cienfuegos – über den man aber irgendwie mehr aus dem Presseheft als aus dem Film selbst erfährt. Kuba aus weiblicher Sicht – das wäre es vielleicht gewesen. Doch John Roberts profiliert sich nicht gerade als Frauenregisseur. Während Charity Wakefield mit ihrem stilsicheren 50er- Jahre-Urlaubsoutfit Akzente setzt, bleibt Eva Birthistle als naive Sozialistin reichlich blass. Aus ihrer buchstäblich rosaroten Brille verguckt´sie sich zunächst in einen charmanten Latin Lover, der jedoch alles daransetzt, die Touristin auszunehmen, und sie schließlich sogar entführt. Diese ernüchternde Konfrontation zwischen Theorie und Praxis erscheint zwar realistisch, erzeugt aber kaum komödiantische Funken. Selbst der Auftritt des kubanischen´Tänzers Carlos Acosta, der seiner eigenen Ballettschule Reverenz erweist, wirkt seltsam uninspiriert. Und so wartet man geduldig auf den einzig wirklich überzeugenden, aber absehbaren Witz: Zwei kubanische Prostituierte wollen herausfinden, was der mitgereiste Schotte unter dem Rock trägt. Abendfüllend ist das nicht wirklich.

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