Kritik zu The Happy Prince

© Concorde Filmverleih

Nach langen Jahren konnte Rupert Everett in der Dreifachrolle als Regisseur, Drehbuchautor und Hauptdarsteller nun endlich sein Herzensprojekt realisieren, einen Film über die bitteren letzten Jahre von Oscar Wilde

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Der Grat zwischen zur Schau gestellter Eitelkeit und echtem Herzblut ist schmal, wenn ein Schauspieler das erste Mal auf dem Regiestuhl Platz nimmt und sich dabei gleich selbst in der Hauptrolle inszeniert. Und womöglich sogar noch ein wenig schmaler, wenn es sich bei dem Schauspieler um Rupert Everett handelt, der – vor der Kamera ebenso wie als Person des öffentlichen Lebens – nie einen Hehl daraus gemacht hat, tatsächlich reichlich eitel zu sein. Doch im Falle von »The Happy Prince«, seinem Debüt als Regisseur und Drehbuchautor, zeigt sich nun, dass Everett kaum einen besseren Darsteller hätte finden können als sich selbst.

Schon lange ist Oscar Wilde eng mit der Karriere des britschen Stars verwoben: Everett verkörperte ihn bereits im Theaterstück »The Judas Kiss« von David Hare und erweckte seine Schöpfungen in Verfilmungen von »Ein perfekter Ehemann« und »Ernst sein ist alles« darstellerisch zum Leben. In »The Happy Prince«, für dessen Entstehung er über fünf Jahre lang kämpfte, kulminiert die Auseinandersetzung mit der literarischen (und Schwulen-)Ikone nun in einem biografischen Melodrama, das sich ganz auf die dunklen letzten Jahre Wildes konzentriert.

Everett spielt den Schriftsteller als schwerfälligen, gebrochenen Mann, der 1897 nach seiner Entlassung aus englischer Haft im französischen Exil ankommt. Dort trauert er dem einstigen Ruhm nach, versucht aber auch, der gesellschaftlichen Ächtung angesichts der Verurteilung wegen »homosexueller Unzucht« zu entgehen. Eine Versöhnung mit der Exfrau (Emily Watson in einer undankbar kleinen Rolle) scheitert, und auch die Versuche seiner langjährigen Freunde Robbie Ross (Edwin Thomas, eine echte Entdeckung) und Reggie Turner (Colin Firth, dessen Gastauftritt die Finanzierung des Films sicherte), ihm finanziell wie emotional über die Runden zu helfen, entpuppen sich bald als hinfällig. Zumal Wilde sich gegen jeden Rat auf ein Wiedersehen mit seiner großen Liebe Bosie (Colin Morgan) einlässt, dessen Vater er die Anklage zu verdanken hat. Was bleibt, sind drei Jahre voller Alkohol und Armut, Verbitterung und Leiden, in denen ihm nicht zuletzt ein Strichjunge und sein kleiner Bruder Gesellschaft leisten. Beiden erzählt er sein titelgebendes Märchen vom glücklichen Prinzen, wie einst seinen beiden Söhnen.

In der Erzählkonstruktion, die jene letzten Lebensjahre mit Rückblenden und Halluzinationen durchsetzt, kann Everetts Drehbuch überzeugen. Auf Dialogebene lässt sich das nicht immer behaupten, was natürlich besonders auffällt, wenn im Zen­trum der Meister der Wortgewandtheit steht. Auch in der Inszenierung erkennt man gewisse Schwächen, gerät sie Everett doch ein wenig zu bieder, sei es in der Lichtsetzung oder dem verschämten Umgang mit Sexualität.

Doch all das macht »The Happy Prince« mit der emotionalen Wucht seines Hauptdarstellers wieder wett. Everett spielt mit einer derart bedingungslosen Hingabe, als sei dies – Eitelkeit hin oder her – die Rolle seines Lebens.

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