Kritik zu Hangover 2

© Warner

Es musste wohl so kommen: Das Sequel zum Überraschungshit des Jahres 2009 betreibt mehr Recycling als Handlungsfortsetzung

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Zwei Jahre ist es schon her, da gab es im Sommerfilmprogramm – wie versteckt zwischen Nachts im Museum 2, Terminator 4, Harry Potter 6, Transformers 2 und Ice Age 3 – diese kleine originelle Komödie über vier Freunde auf Junggesellenausflug in Las Vegas. Hangover hieß der Film, der mit seinen Witzen gezielt Geschmacksgrenzen verletzte und durch eine temporeiche und originelle Erzählweise punktete. In den USA bekam er ein »R«-Rating, das für unter 17-Jährige die Begleitung Erwachsener vorschreibt. Trotzdem wurde Hangover zum großen Überraschungshit des Jahres. In Zahlen übersetzt: für geschätzte 35 Millionen Dollar produziert, spielte der Film weltweit 467 Millionen ein. Ein Sequel war also ganz unvermeidlich.

Nun haben originelle Vorlagen es so an sich, dass sie in der Wiederholung genau diese Eigenschaft einbüßen. Hangover 2 ist da keine Ausnahme, zumal sich die Drehbuchautoren die Freiheit herausnehmen, die Grenze zwischen Remake und Sequel zu vermischen, indem die den Handlungsverlauf des ersten Teils einfach kopieren und mit neuen Versatzstücken versehen.

»Es ist wieder passiert!«, lautet denn auch die Tagline von Hangover 2. Erneut also wachen die Freunde Phil (Bradley Cooper), Stu (Ed Helms) und Alan (Zach Galifianakis) nach einer Junggesellenparty in einem Hotelzimmer auf und haben keine Ahnung, wie sie dahin gekommen sind. Diesmal ist es der Zahnarzt Stu, der am nächsten Tag heiraten soll, und Ort der Handlung ist Thailand, genauer gesagt Bangkok. Wieder deuten gewisse Spuren an ihren Körpern – Stu hat ein Gesichtstattoo, Alan einen kahlrasierten Schädel – darauf hin, dass Eskapaden stattgefunden haben. Auch wird wieder einer der Mitfeiernden vermisst, diesmal handelt es sich um Teddy, den kleinen Bruder der Braut. In einem Glas mit geschmolzenem Eis findet sich lediglich sein abgeschnittener Finger. . .

Dieses Spiel mit Wiederholung und Abweichung zwischen Original und Sequel bereitet zumindest den Kennern des ersten Teils ein gewisses Vergnügen. Man erinnere sich etwa an den Schlussgag des Originalfilms, der offenbarte, dass sich der vermisste Bräutigam die ganze Zeit ausgesperrt auf dem Hoteldach befand. Die Freunde tun diesmal also das Naheliegende und schauen auf der Suche nach Teddy zuerst dort nach – und werden natürlich enttäuscht. Einzig der Kenner mag auch die Variation des wohl »unanständigsten « Gags aus dem ersten Film schätzen können. Nur so viel: statt eines Babys sind diesmal ein buddhistischer Mönch und ein Äffchen in Rolling- Stones-Jeansjacke beteiligt.

Damit wären leider auch schon die Stellen aufgezählt, an denen das Ineinandergreifen von Original und Neuauflage bereichernd wirkt. Ansonsten nämlich entblößt die große Nähe von Original und Sequel auf fatale Weise, was alles nicht mehr geht. Wo Hangover vor zwei Jahren das Kunststück vollbrachte, trotz dreisten und vulgären Humors Figuren zu zeichnen, die dem Zuschauer ans Herz wuchsen, ist jetzt nur noch die Anstrengung sichtbar, Gags außerhalb der Wohlfühlzone aufzubieten und als »gewagte« Komödie durchzugehen.

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