Kritik zu God of Happiness

© Kinostar

Ein afrikanischer Callboy, ein Filmkomparse, der sein Geld als Zuhälter verdient, und seine Tochter, die gescheiterte Ballerina: der neue Kinofilm von Dito Tsintsadze

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Das erste Bild führt uns nach Nazideutschland. Partisanen werden abgeführt, mit dem Tode bedroht und nach ihrem Anführer gefragt. »Wir alle sind Bogdan«, sagen sie und gehen erhobenen Hauptes in den Tod. Dann versagt ein Revolver, und das Bild kippt aus dem historischen Schwarz-Weiß in eine farbige Gegenwart. »Klappt denn hier überhaupt nichts?« – wir befinden uns auf einem Filmset. Und der Komparse, der gerade noch einen Gefangenen gespielt hat, wird zur Hauptfigur der neuen Szene. Später, an einem zweiten Drehtag, wird er vom Galgen herunterrufen: »Ich bin der einzige wirkliche Partisan« – und dann des Sets verwiesen werden. Aber er hat ja noch seinen Zweitjob: Zuhälter eines potenten Afrikaners, den er an notgeile ältere Damen vermittelt. Die perversen Spielchen, zu denen der dabei gezwungen wird, bilden einen roten Faden in diesem Film, der andere ist das Scheitern. Überraschend kommt seine 15-jährige Tochter zu Besuch. Sie ist gerade an der Pariser Ballettschule abgelehnt worden, doch das sagt sie nicht. Sie spricht ohnehin wenig, und als sie offenbart, dass sie nicht nur Georgisch, sondern auch Französisch und Deutsch spricht, bricht die heile Welt, die ihr Vater mit einer einbeinigen arbeitslosen Schauspielerin für sie inszeniert hat, zusammen. Zwischendrin betet der schwarze Gigolo auf afrikanische Art zum Gott des Glücks, seinem Lieblingsgott, dessen Statue sein Zuhälter aus Geldmangel verkauft hat.

Dito Tsintsadze  hat einst an der Filmhochschule von Tiflis bei Otar Iosseliani studiert. Doch von der ruhigen, konzentrierten Art seiner Filme unterscheidet sich »God of Happiness« eklatant. Hier stolpern die vielen, jede für sich spannenden Ideen übereinander und finden kein Gleichgewicht. Der Film wirkt wie seine eigene Blaupause, hat schöne Momente, doch fehlt ihm die Klammer, die alles zusammenhält. Was hätte allein der schwarze Gigolo, der an seinem Beruf leidet und alles nur aushält, um seine sterbende Mutter in Afrika zu retten, für eine Geschichte zu erzählen gehabt.

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