Kritik zu Fly Rocket Fly – Mit Macheten zu den Sternen

© Kinostar Filmverleih

2018
Original-Titel: 
Fly Rocket Fly – Mit Macheten zu den Sternen
Filmstart in Deutschland: 
27.09.2018
L: 
90 Min
FSK: 
12

Oliver Schwehm erzählt von einem vergessenen Teil der Geschichte der zivilen deutschen Raumfahrt, der sich im Zaire der siebziger Jahre abspielte

Bewertung: 4
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Mitten im afrikanischen Dschungel erstreckt sich eine rot-staubige Flugzeuglandebahn. Ein paar Hütten und Zelte rechts und links, mehr nicht. Dazwischen sitzt ein Schimpanse, in der rechten Hand eine Bierflasche, in der linken eine Zigarette. Er blickt in die Kamera, als hätte man ihn erwischt. »Mit den Schimpansen haben wir uns als Erstes angefreundet«, klingt es aus dem Off, »die wollen auch nur Menschen sein.« Was hier in der afrikanischen Wildnis tatsächlich geschieht, ist ein eigenes Kapitel der Technikgeschichte. Hier sitzen die Erben von Wernher von Braun und erarbeiten das, was einmal die zivile Raumfahrt werden soll: Sie entwickeln Raketen und Satellitensysteme für den nichtmilitärischen Gebrauch.

Oliver Schwehm liebt ungewöhnliche Geschichten: Nachdem er die Welt des Bahnhofskinos filmisch erkundet hatte, zeichnet er Aufstieg und Fall der deutsch-amerikanischen Retortenband Milli Vanilli nach. Auch Lutz Kayser, der im Zentrum des Films steht und 1975 die OTRAG (Orbital Transport- und Raketen Aktiengesellschaft) als private Konkurrenz zum französischen Ariane-Projekt gründete, ist eine schillernde Gestalt. Als er in Deutschland kein geeignet großes Gelände für die notwendigen Raketentests findet, macht sich Kayser auf die Suche – und wird in Zaire fündig. Kayser aber brachte nicht nur Raketen in den Dschungel, sondern auch Champagner und Frauen. Nach seiner Zeit in Zaire ging er als Berater von Gaddafi nach Libyen und starb kurz vor Abschluss der Dreharbeiten 2017.

Eine sensationslüsterne Haltung liegt Oliver Schwehm dabei fern. Er taucht seinen Film in Farbe und Musik der 70er Jahre und erzählt das Ganze aus deutscher, französischer und amerikanischer Perspektive als gigantische Abenteuergeschichte. Und so ist der Film auch für Menschen ohne jedes Verständnis für Technik und Politik und deren Konfliktpotenzial ein lehrreiches Stück Unterhaltung.

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