Kritik zu Exodus – Der weite Weg

© Real Fiction Filmverleih

Über 200 Millionen Menschen sollen sich gegenwärtig weltweit auf der Flucht befinden. Sie wollen Hunger, Krieg oder politischer Ver­folgung entgehen. Der deutsche Regisseur Hank Levine will in seinem Film Geschichten erzählen und keine Ursachenforschung betreiben

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Flucht ist inzwischen zu einem globalen Phänomen geworden. Regisseur Hank Levine hat für seinen Film über einen Zeitraum von rund zwei Jahren sieben Menschen aus vier Erdteilen auf ihren Reisen begleitet: Napuli, Nizar, Bruno, Lahpai, Tarcha, Dana und Yasmin. Zwischen deutschen Aufnahmelagern, Protesten in der West-Sahara, São Paulo, Kuba, dem Süd­sudan oder Myanmar zeigt er Schicksale und Menschen, die ihr Ziel nicht mehr finden, weil die Bewegung an sich ihnen derart eigen geworden ist. Es gibt Stationen, aber kein Ende der Flucht. Die Rückkehr in
die Heimat aber ist ihnen vielfach versperrt. So passen sie sich an, lavieren sich durch und versuchen, ­denen zu helfen, die noch nicht so weit sind.

Die jeweiligen Gründe für die Flucht interessieren Levine dabei nur am Rande. Er zeigt Verlorene, denen zwar ­geholfen wird, die aber zwischen Essen, Schlafen und Langeweile verkümmern. Wenn es eine Botschaft dieses Films gibt, dann die: Warum müssen Menschen zehn bis fünfzehn Jahre warten, bis man sie so weit anerkennt, dass sie arbeiten, studieren oder reisen dürfen? Die Flüchtlingspolitik der westlichen Welt ist von Hilflosigkeit geprägt, leiden müssen die, die auch zu Hause schon Opfer waren. Insofern ist Levines Film wichtig und sollte ernst genommen werden. Doch in der Menge der Geschichten verliert er leider das Ziel etwas aus den Augen. Er stellt Menschen in Bedrängnis vor, kann aber nur oberflächlich in ihre Geschichten eindringen. Die Bilder wiederholen sich, der Film beginnt zu kreiseln. Wenn eine junge Frau auf einem malerischen See in Brandenburg rudernd von Folter und Flucht erzählt, dann verhallen die Worte, denen die Bilder fehlen. An falscher Stelle betreibt er Aufwand, fliegt um die Welt, um doch bei denselben intelligenten Menschen zu landen, die kein Integrationsproblem hätten, wenn man sie nur ließe. Alle anderen fallen durch den Rost. Auch in diesem Film.

Meinung zum Thema

Kommentare

Leider blendet Hank Levine die Forderungen der Flüchtlingsaktivist*innen Napoli Langa und Bruno Watara und ihre jahrelangen politischen Aktivitäten eher aus: Kein Bild vom Oranienplatz, auf dem Napoli und Bruno die Flüchtlingsproteste mit organisiert! haben, keine Erwähnung des Projekts für sogenannte "Mitwirkungspflichtverletzter", das Bruno für Langzeitgeduldete gestartet hat, keine Bilder der zahlreichen Demos gegen Asylrechtsverschärfungen, die Bruno mit organisiert hat....
Die systematische Entrechtung und Ausgrenzung von Flüchtlingen in Deutschland wird so nur angedeutet und ihr Kampf dagegen verschwindet in einem Nebel von ästhetischen Bildern, philosophischen Texten über Heimat und Homestories mit Trommeln und Tanz...
Schade.

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