Kritik zu Evet, ich will!

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Ein Ausverkauf in einem Brautmodengeschäft liefert die Rahmenerzählung für das Spielfilmdebüt von Sinan Akkuş: eine episodische Komödie um vier Berliner Paare mit sehr unterschiedlichen kulturellen und religiösen Verbindungen

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Mit der Integration ist das so eine Sache. Während Konservative die »Leitkultur« beschwören, plädieren Liberale für die doppelte Staatsbürgerschaft. In der diffusen Schnittmenge zwischen Vorurteilen und politisch korrekter Anbiederung hat Sinan Akkuş mit seinem Kinodebüt ein einfaches Bild für das entworfen, was zusammenwachsen soll, dabei aber vielleicht nicht immer zusammengehört. »Evet, ich will!« ist eine Komödie über viereinhalb heiratswillige Paare, die den Graben zwischen einer aufgeklärten westlichen Gesellschaft und der Verwurzelung in der muslimischen Tradition auf die eine oder andere Weise zu überwinden versuchen.

Oliver Korittke spielt einen (überalterten) Studenten, der trotz des verschämten Dünkels seiner politisch überkorrekten Öko-Eltern eine Deutsch-Türkin heiraten will. Dafür ist er sogar bereit, sich beschneiden zu lassen. Der Radiomoderator Coşkun (Tim Seyfi) droht seinen islamischen Metzger-Eltern damit, sich die Hand abzuhacken, falls sie nicht für ihn um die Hand jener jungen Kurdin anhalten, die von ihrem progressiven Vater westlich erzogen wurde. Zwecks Erhalt einer Aufenthaltserlaubnis geht der anatolische Bauernsohn Salith (Mürtüz Yolcu) derweil auf Brautschau. Und während ein Mauerblümchen (Hülya Duyar) einen Verehrer findet, muss der schwule Mechaniker Emrah (Eralp Uzun) seinem türkischen Vater etwas beibringen, was in seinem Weltbild überhaupt nicht verortet ist. Das Ergebnis: zwei Hochzeiten und vier nicht immer pointiert dargestellte Problemfälle. Einige Ideen wie die Entführung der Braut mit Hilfe eines Schlüsseldienstes sind wirklich zum Schmunzeln. Insgesamt ist der Film aber etwas flügellahm und »überintegriert«: Er geht nicht dorthin, wo es wirklich wehtut. Die Frage, warum das Jahrzehnte in Berlin lebende türkische Ehepaar kein Deutsch spricht, ist ebenso tabu wie der »Ehrenmord« eines türkischen Vaters an seinem schwulen Sohn. »Evet, ich will!« ist Subventionskino im Fernsehformat.

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