Kritik zu Er ist wieder da

© Constantin Film

Was wäre, wenn Hitler mitten in unsere moderne Gesellschaft platzte? Die Leute würden Selfies mit dem Führer machen. David Wnendt (»Kriegerin«) hat den Bestseller von Timur Vermes verfilmt und ihm einen originellen Dreh gegeben

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An einer Stelle des Films lässt Adolf Hitler die Schauspieler Revue passieren, die ihn in letzter Zeit verkörpert haben, von Bruno Ganz bis zum grandiosen Helge Schneider. Adolf Hitler ist mittlerweile so etwas wie eine Popgestalt, und die Frage, ob man über ihn lachen darf, eigentlich lächerlich. Man muss. Denn sonst verfällt man leicht dem Glanz des »Dritten Reiches«, der Tragik der Apokalypse, wie sie die Macher des Untergangs zelebriert haben.

In »Er ist wieder da« erwacht Adolf Hitler in der Jetztzeit, ungefähr an der Stelle, wo er sich 1945 umgebracht hat, inmitten von Plattenbauten in der Nähe des »Führerbunkers«. Und als der Nebel seiner Materialisierung verschwunden ist, erkennt er in der Nähe eine Gruppe herumtollender Jungen, von denen einer ein Ronaldo-Trikot trägt. »Hitlerjunge Ronaldo« redet er ihn an. Diesen Gag gibt es auch im Buch von Timur Vermes, das vor drei Jahren erschienen ist und mit zwei Millionen verkauften Exemplaren zu einem Bestseller wurde. Vermes erzählt ganz aus der Perspektive Hitlers, lässt ihn über die moderne Welt räsonnieren, konfrontiert die Nazi-Ideologie mit unserer multikulturellen Gesellschaft – und zeigt, wie sich der »Führer« darin durchsetzt. Das ist für großartige Formulierungen gut (»Die Pressearbeit ist schon etwas Mühseliges, so ganz ohne Gleichschaltung«) – gestreckt auf fast 400 Seiten nutzt es sich aber auch schnell ab.

Mit dem inneren Monolog des »Führers« hält sich Regisseur David Wnendt glücklicherweise nicht lange auf. Wnendt gehört zu den großen Talenten des deutschen Kinos, er hat mit »Kriegerin« den vielleicht besten Film zum Thema Rechtsradikalismus gedreht und mit »Feuchtgebiete« dem Tabubruch-Buch von Charlotte Roche eine Frischzellenkur verpasst. Auch für den Roman von Vermes findet er einen originellen Kniff: Er lässt seinen Hitler auf die Leute los, fährt mit ihm durch Deutschland, zeigt die Reaktionen der Menschen, die auch mal die rechte Hand hochheben oder ein Selfie mit dem Diktator wollen, in dokumentarischen Szenen oder im Stil eines mockumentary. Hitler-Darsteller Oliver Masucci, ein Burgtheater-Schauspieler und Hüne im Vergleich zum doch etwas schmächtigen »Führer« (1,75 Meter klein) improvisiert und spielt mit großer Fortune, etwa wenn er einen NPD-Vorsitzenden so richtig abserviert. Aber das Erschreckende ist, dass er durchaus ernst genommen wird, als Katalysator wirkt für ausländerfeindliche Sprüche und demokratiefeindliche Parolen.

So beklemmend diese Sequenzen wirken, so wenig gibt sich Wnendt Mühe bei Hitlers eigentlichem Comeback als Star einer Show im Privatfernsehen. Entdeckt wird er von einem gescheiterten TV-Journalisten (Fabian Busch), er wird zum Spielball zwischen dem Produzenten Sensenbrink (Christoph Maria Herbst) und der Senderverantwortlichen Bellini (Katja Riemann). Die Mediensatire mag durch das Buch vorgegeben sein, bleibt aber irgendwie fade.

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Kommentare

idiotischer schmerzhafter film und überhaupt nicht zum lachen

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