Kritik zu An Ecology of Mind

© Mindjazz Pictures

2010
Original-Titel: 
An Ecology of Mind
Filmstart in Deutschland: 
01.07.2011
L: 
60 Min
FSK: 
keine Beschränkung

Was, wenn das Entscheidende an unseren Händen nicht die fünf Finger, sondern die vier Abstände dazwischen wären? Nora Bateson, die spätgeborene Tochter des Philosophen Gregory Bateson, versucht das Denken ihres Vaters zu porträtieren

Bewertung: 3
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Der Name Gergory Bateson ist heute nicht mehr allzu bekannt. Sein Denken hat jedoch Spuren hinterlassen. Der Begriff »double bind« beispielsweise ist zu einer allgemein gebräuchlichen Redewendung geworden. Ihr Schöpfer war jedoch nicht nur Psychotherapeut. Der 1904 geborene Brite arbeitete zeitlebens an einem interdisziplinären Netzwerk zwischen Biologie, Anthropologie, Computerwissenschaft und Naturphilosophie. 30 Jahre nach seinem Tod ehrt Nora Bateson ihren Vater nun mit einem einstündigen filmischen Porträt. Gestaffelt in einzelne Kapitel, die jeweils einem Schlüsselbegriff gewidmet sind, führt die Tochter den Zuschauer in einem anregenden Spaziergang durch das Werk dieses sanften Querdenkers.

Ist die Rede von »Epistemologie«, »Patterns « und der Kommunikation zwischen Mensch und Umwelt, dann scheinen die Ideen des umtriebigen Forschers, der unter anderem die Systemtheorie Niklas Luhmanns inspirierte, irgendwie sehr bekannt. Und wenn neben jungianischen Psychologen »ganzheitlich « denkende Physiker wie Fritjof Capra sich wohlwollend über Bateson äußern, dann riecht es zuweilen nach Patschuli. Tatsächlich knüpfte Bateson an die fernöstliche Aufhebung der Grenzen zwischen Natur und Kultur an. Interessante Archivfilme zeigen ihn unterdessen als pointierten Redner, der die westliche Anstrengung des Begriffs nicht scheut. Im Gegensatz zu antiintellektuellen Spiritualisten und Ökospinnern von heute hatte dieser Mann Humor. Er konnte minutenlang über eine simple Grafik dozieren, ohne sich dabei zu versteigen.

Trotz dieser Rösselsprünge des Denkens bewahrt der Film eine angenehme Leichtigkeit. Batesons Ideen werden in ansprechenden visuellen Allegorien entfaltet, die nie platt wirken. So lernt der Zuschauer, dass alles mit allem in Verbindung steht; doch das Aufspüren der mannigfaltigen Beziehungen zwischen Hölzchen und Stöckchen bleibt eine knifflige Angelegenheit.

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