Kritik zu Die Räuber

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Wenig Sturm, kaum Drang: Diese luxemburgische Räuberpistole macht aus Schillers Drama einen müden Eurokrimi, der allenfalls als Maximilian Schells letzte Rolle in Erinnerung bleiben wird

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Ein kruder Mix ist dieser Film, irgendwie kühn, aber auch unausgegoren und ungelenk. Die Story hangelt sich lose am Gerüst von Friedrich Schillers »Räubern« entlang, verlegt den tödlichen Bruderzwist aber ins 21. Jahrhundert. Karl Escher (Éric Caravaca), Sprössling einer wohlhabenden Bankerfamilie, hat drei Jahre unschuldig im Gefängnis gesessen, um die krummen Machenschaften seines Bruders Franz (Robinson Stévenin) zu decken. Zurück in der Freiheit, wechselt Karl die Seiten: Er will nichts mehr mit Vater (Maximilian Schell) und Bruder zu tun haben, sondern stattdessen lieber deren Bank ausrauben. Dafür schließt er sich der titelgebenden Bande an – und löst eine Kettenreaktion aus, die das Gefüge seiner gesamten Familie zerstört.

Das Bankenthema klingt in Zeiten der Finanzmarktkrise erst einmal relevant. Sollte uns Schiller etwas über die globalen Verstrickungen der Geldhäuser zu sagen haben? Aber nein, das aus Frank Hoffmann und Pol Cruchten bestehende luxemburgische Regieduo interessiert sich eher für schlichtere Aspekte, bei ihnen sind alle Banker böse – wobei die ganz fiesen die etwas weniger fiesen schlucken und trotzdem jeder ein gutes, also dreckiges Geschäft macht. Zu aktuellen Fragen haben sie wenig beizusteuern, ihnen geht es eher um genrehafte Typisierung, um Bilder und Figuren, die ans klassische Gangsterkino und den Film noir erinnern sollen.

Tatsächlich gelingen dank Kameramann Jerzy Palacz einige starke, beinah mythische Einstellungen, die vor allem die Einsamkeit der Outlaws zelebrieren, allerdings vom faden Elektro-Score – klingt nach drittklassigen Tangerine Dream – gleich wieder unterlaufen werden. Diese Bilder sind Miniaturen in einem großen Ganzen, das sich nie zu einer sinnfälligen, geschweige denn stilistisch stimmigen Geschichte fügen will. Die Inszenierung schwankt zwischen raunender Bedeutsamkeit und billigem Trash, zwischen schwerem Drama und knalliger Aktion, zwischen seriösem Anspruch und unfreiwilliger Karikatur. Fast alle Gesprächsszenen wirken gestellt und gestelzt, sind dabei aber nicht bühnenhaft stilisiert (dazu ist der Film zu weit weg vom Theatralischen), sondern bloß hölzern in Szene gesetzt und obendrein ohne Sinn für dynamische Anschlüsse geschnitten.

Früher nannte man solche Filme »Europudding«: ein Sammelsurium von Produzenten (hier aus Luxemburg, Deutschland und Belgien), eine internationale Besetzung (hier mit französischem Schwerpunkt) und im Ergebnis ein Brei, den viele Köche verdorben haben. Da steht dann neben dem durchaus charismatischen Tchéky Karyo (als Gangsterboss und Ersatzvater des Protagonisten) die komplett überforderte Isild Le Besco als Schwester der verfeindeten Brüder, ganz zu schweigen von den tumben »Räubern«, die einem C-Actioner zu entstammen scheinen. Und Maximilian Schell in seiner letzten Rolle? Als tattriger Patriarch bleibt er ein Fremdkörper; Akzente konnte er hier nicht mehr setzen. Ein trauriger Abschied vom Kino.

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